Unser Ausflug nach Tayrona war dann wieder Anstrengung genug, um nochmal einen vollen Tag bei Martin zu entspannen und am 7.7. ging es dann letztendlich weiter nach Cartagena, wo wir abends noch die Stadt mit ihren vielen schönen Kolonialgebäuden zu Fuß erkundeten.
Cristóbal hatte wohl eine Mahlzeit nicht richtig vertragen und blieb den nächsten Tag hauptsächlich auf dem Zimmer, während ich mich über Möglichkeiten den Nationalpark Corales de Rosario zu besuchen erkundigte. Schließlich entschieden wir uns aber nur für die günstigstere Variante Playa Blanca, ein Strand vor dem Nationalpark mit seinen Inseln.
So ging es dann am nächsten Morgen mit dem öffentlichen Bus und einem Rollertaxi an besagten Strand, wo wir für zwei Nächte zum Faulenzen ein Zimmer bzw.
eine kleine, auf Stelzen gebaute Strandhütte gebucht hatten. So stand für diesen und den folgenden Tag nur Ausruhen, Lesen
Schwimmen und Sonnenbaden (ich holte mir leider auch einen ordentlichen Sonnenbrand) auf dem Programm, was ja normalerweise eigentlich nicht unbedingt unser Hauptziel ist, aber für kurze Zeit ganz gut getan hat.
Dann ging’s wieder zurück nach Cartagena, wo wir noch einen Nachmittag lang die Zeit tot schlugen, unsere Sachen in unserem vorherigen Hostel abholten und dann versuchten mit dem öffentlichen Bus (BRT Transcaribe) zum Busbahnhof zu kommen.
Dies war aber nicht so einfach bzw. ist etwas zeitaufwändig, da wir keine dieser Karten hatten, auf die man Guthaben auflädt, um durch das Drehkreuz zu kommen. Man kann aber beliebige Passagiere fragen, ob sie ihre Karte für einen drüberziehen und ihnen das Bargeld geben. So weit so gut, wir waren dann auch an der richtigen Tür für die richtige Buslinie, nur die Busse und der Eingangsbereich waren so voll, dass wir mit unserem Gepäck wenig Möglichkeiten sahen zeitnah in einen der folgenden Busse einsteigen zu können und uns rannte langsam die Zeit davon. Schließlich liefen wir wieder auf die Straße und nahmen ein Taxi, leider mit einem Fahrer, der sich trotz unserer Bemerkungen überhaupt nicht beeilte, sondern bei jeder Gelegenheit WhatsApp Nachrichten schrieb. So kamen wir dann kurz vor knapp noch rechtzeitig an, die Busse hier sind zum Glück auch nicht die pünktlichsten, und nahmen den Nachtbus nach Medellin.
Am Morgen fuhren wir mit einem kleineren Bus direkt weiter nach Guatapé, einem netten kleinen Ort an einem Stausee. Wir erkundeten nachmittags die bunten Straßen, Souvenir-Shops und Restaurants.
Am zweiten Tag wollten wir den berühmten Felsen und Aussichtspunkt „Piedra del Peñol“ besuchen, morgens regnete es allerdings und so kamen wir erst relativ spät los als die Wolken sich etwas aufgelöst hatten. Wir mieteten Mountainbikes und fuhren über einige Dörfer auf und ab zu dem Felsen, an dem eine Treppe mit insgesamt über 700 Stufen angebracht worden war. Erstmal brauchte ich aber eine kleine Pause und einen Snack, da wir am frühen Nachmittag nun immer noch nicht Mittag gegessen hatten und mich Fahrradfahren immer mehr anstrengt als z.B. wandern. Dann ging’s aber noch nach oben, das Ganze war zwar sehr touristisch, aber die Aussicht über den Stausee mit seinen vielen Ausläufern, Inseln und Halbinseln war sehenswert. Danach ging es den kürzeren Weg über die Hauptstraße wieder zurück nach Guatapé und gleich zum Essen.
Nach zwei Nächten ging es auch schon wieder zurück nach Medellin und weiter vom Nord- zum Südbusbahnhof der Stadt, wo wir einen Bus nach Pereira nahmen. Die Fahrt dauerte länger als geplant und war eine der schlimmsten der ganzen Reise. Die Straßen sind sehr eng und kurvig, die Busfahrer wenig rücksichtsvoll und so war uns beiden kotzübel. Wir kamen erst sehr spät in Pereira an und nahmen ein Taxi zu Couchsurfing Gastgeber Orlando (und seinem Vater, der zwar sehr bemüht war, den wir aber kaum verstanden). Orlando begrüßte uns gleich mit Saft und vielen Tipps für Sightseeing. Wir hatten zwar ein eigenes Zimmer und Bad, allerdings war das Bett für uns zu klein, um beide gut schlafen zu können, Cristobal bevorzugte daher auf dem Boden zu schlafen.
Wir waren nun in der Kaffeeregion Kolumbiens angekommen und wollten natürlich auch eine Kaffeetour machen. Nachdem wir eine Plantage in der Nähe von Orlandos Wohnung empfohlen bekommen hatten, machten wir uns mit Bus und zu Fuß auf den Weg zur Finca. Obwohl ich mittlerweile schon recht viel über Kaffee wusste, gab es natürlich wieder einiges Neues zu lernen, insbesondere über die verschiedenen Zubereitungsformen von Kaffee. Allerdings war diese Tour recht teuer im Vergleich zu den nächsten Orten, Salento und Filandia, was wir natürlich erst hinterher herausfanden. Nach der Tour teilten wir uns ein Taxi mit einem Deutschen in die Stadt und gingen Essen und zum Supermarkt. Auch wollte ich noch einen weiteren Kaffee probieren (der Kaffee auf der Finca war nicht ganz mein Geschmack), wozu ich auch ein geeignetes Café fand, wo ein Barista den Kaffee professionell vor mir zubereitete. In gewöhnlichen Cafés oder Restaurants ist der Kaffee eher nicht empfehlenswert, da die Kolumbianer selbst nur den schlechten Kaffee konsumieren, der gute wird exportiert und das „gemeine Volk“ hat sich an schlechtere Qualität und starkes Rösten gewöhnt, viele konsumieren ihren „Tinto“ (schwarzer Kaffee) auch mit Panela oder viel Zucker, ein Milchkaffee besteht gefühlt ausschließlich aus Milch. Über einen Umweg nahmen wir einen Bus zurück zu Orlandos Wohnung, wo wir uns Abendessen kochten.
Dann ging es weiter ins Touristenzentrum der Kaffeezone, Salento, wo wir je zwei Nächte in zwei verschiedenen Unterkünften untergebracht waren, da die erste nach den zwei vorreservierten Nächten ausgebucht war. Nachdem Cristóbal leider einen Rückschlag mit seiner Magen-Darm-Geschichte hatte, war die ersten zwei Tage erstmal nur Ausruhen, Schonkost, und ein bisschen im Dorf Umgucken angesagt, Kaffee hab ich natürlich auch schon probiert und als Mitbringsel ausgesucht.
Am dritten Tag bin ich dann alleine losgezogen ins berühmte Valle de Cocora, wo man wandern und die bis zu 60m hohen Wachspalmen begutachten kann. Der Transport dort hin findet mit halb offenen Jeeps vom Dorfplatz aus statt und die, die keinen Sitzplatz mehr bekommen, müssen sich hinten auf eine Art kleine Rampe stellen und oben am Dach festhalten. Klingt gefährlich? Ist es auch, wie sich auf der Hinfahrt bewies, als eine Engländerin während der Fahrt kurz auf der Plattform den Halt verlor, abrutschte und sehr unglücklich auf den Asphalt knallte. Platzwunde über der Augenbraue, eine dicke Nase, eine seltsame Stellung ihres Armes und überall schmerzhafte und blau-werdende Stellen. Nach improvisierter Erstversorgung anderer Passagiere (Erste-Hilfe-Kasten war nämlich nicht vorhanden) brachte einer der Fahrer sie ins Krankenhaus, obwohl ihn alle darauf gedrängt hatten einen Krankenwagen zu rufen. Das war jedenfalls ein Schock. Fahrer und Firma spielten natürlich alles herunter, wie ich am nächsten Tag feststellte, als ich mich weigerte den Stehplatz einzunehmen. Im Cocora-Tal angekommen lief ich mit einem deutschen Pärchen aus Nürnberg los. Es geht zunächst durch die beeindruckende Palmenlandschaft und dann durch den Urwald weiter, wir hatten uns für die große Runde von ca. fünf Stunden entschieden, allerdings war an einem Punkt der Weg nicht so ganz offensichtlich und um wieder zum Parkplatz zu kommen, musste man nochmals durch Privatgebiet und sozusagen eine kleine Maut zahlen (der „Palmenpark“ kostet auch schon etwas Eintritt). Am Abend kochten wir nochmals Schonkost in der geräumigen Ferienwohnung, die wir für den Preis eines Zimmers ganz für uns alleine hatten.
Am nächsten Tag war Cristóbal immer noch außer Gefecht und ich wollte eigentlich einen Ausflug in das ca. 45 Minuten entfernt gelegene Dorf Filandia machen, erkundigte mich nach den Abfahrtzeiten der Jeeps, war auch rechtzeitig da, doch mir wurde erzählt der nächste fahre erst zur nächsten angegeben Abfahrtsstunde. Gut, dann eben erst Kaffee, Einkaufen, Mittagessen. Als ich zurück zum Dorfplatz kam, war wieder kein Jeep verfügbar, diesmal wurde mir erzählt ich bräuchte eine Reservierung. Mann, war ich da sauer, das hätte die Tunte in dem Ticket-Häuschen ja auch gleich sagen können. Statt nach Filandia zu fahren erklimmte ich Salentos Aussichtspunkt, nichts Spektakuläres, aber immerhin hab ich ETWAS unternommen.
Nach einer Runde Yoga am nächsten Morgen, reservierte ich diesmal den Jeep nach Filandia und so fuhren wir dann später zusammen dort hin. Nachdem für Cristóbal diesmal nur der Stehplatz auf dem Jeep übrig blieb und diese Strecke sogar auf der Schnellstraße verlief, wurde auch ihm bewusst, dass das Ganze nicht ganz ungefährlich ist, während ich nach dem vorherigen Erlebnis nervös das Ende der Fahrt abwartete und froh war, als wir heil angekommen waren. In Filandia war gerade ein großes Fest wegen des kolumbianischen Unabhängigkeitstages in Gange. Wir hatten uns mit den Nürnbergern verabredet, die sich hier stationiert hatten und uns ein Hostel zeigten, bei dem wir in der Zwischenzeit unser Gepäck lagern konnten. Wir gingen zusammen Kaffeetrinken, dann liefen Cristóbal und ich noch zu dem naheliegenden, nett angelegten Aussichtspunkt, der entgegen meiner Erwartungen tatsächlich einen Besuch wert war. Später aßen wir auf dem Marktplatz noch etwas mit den anderen beiden bevor wir uns verabschiedeten, um den Bus nach Pereira zu nehmen, wo wir dann noch ein paar Stunden auf den Nachtbus nach Bogota warteten.
Die Fahrt war wieder einmal eher anstrengend und nach einer wenig erholsamen Nacht kamen wir schon um halb 6, früher als geplant, am Busbahnhof in Bogota an, wo wir noch etwas warten wollten, da unsere AirB&B- Unterkunft erst ab 9 Uhr bezugsfähig war. Wir wurden allerdings bald von unserem mit unseren Taschen improvisierten Sitzplatz am Terminal verscheucht und versuchten einen Bus ins Zentrum zu finden. Den kann man allerdings wiederum nur mit einer dieser Karten benutzen und letztendlich nahmen wir ein Uber in die Candelaria. Dort setzten wir uns in eines der wenigen Cafés, die zu dieser Uhrzeit schon geöffnet hattet, um zu frühstücken und zu warten. Als wir dann schließlich in der Unterkunft angekommen waren, legten wir uns erstmal schlafen für die nächsten drei Stunden. Am Nachmittag besuchten wir dann endlich das schon zu Beginn der Reise geplante Museo de Oro und trafen uns abends mit zwei ehemaligen Kollegen aus Patagonien, die auch gerade in Kolumbien unterwegs waren und uns noch ein paar weitere Plätze der Stadt zeigten.
Die letzte Unternehmung, die wir noch abhaken wollten, war den Hügel Montserrate zu besteigen, der Zugang war aber leider schon geschlossen, als wir am nächaen Tag am frühen Nachmittag dort ankamen. So besuchten wir einen Kunsthandwerksmarkt und hatten einen ruhigen Tag.
Unser letzter Tag begann früh mit Regen, aber nach dem Frühstück in einem Café hatten wir dann doch noch die Möglichkeit den Montserrate zu besteigen und die Aussicht über die Stadt zu betrachten. Nachmittags holten wir unsere Sachen in der Unterkunft ab und machten uns auf den Weg zum Flughafen, ab nach Deutschland.