Kolumbien die Zweite

Unser Ausflug nach Tayrona war dann wieder Anstrengung genug, um nochmal einen vollen Tag bei Martin zu entspannen und am 7.7. ging es dann letztendlich weiter nach Cartagena, wo wir abends noch die Stadt mit ihren vielen schönen Kolonialgebäuden zu Fuß erkundeten.

Cristóbal hatte wohl eine Mahlzeit nicht richtig vertragen und blieb den nächsten Tag hauptsächlich auf dem Zimmer, während ich mich über Möglichkeiten den Nationalpark Corales de Rosario zu besuchen erkundigte. Schließlich entschieden wir uns aber nur für die günstigstere Variante Playa Blanca, ein Strand vor dem Nationalpark mit seinen Inseln.
So ging es dann am nächsten Morgen mit dem öffentlichen Bus und einem Rollertaxi an besagten Strand, wo wir für zwei Nächte zum Faulenzen ein Zimmer bzw.
eine kleine, auf Stelzen gebaute Strandhütte gebucht hatten. So stand für diesen und den folgenden Tag nur Ausruhen, Lesen
Schwimmen und Sonnenbaden (ich holte mir leider auch einen ordentlichen Sonnenbrand) auf dem Programm, was ja normalerweise eigentlich nicht unbedingt unser Hauptziel ist, aber für kurze Zeit ganz gut getan hat.

Dann ging’s wieder zurück nach Cartagena, wo wir noch einen Nachmittag lang die Zeit tot schlugen, unsere Sachen in unserem vorherigen Hostel abholten und dann versuchten mit dem öffentlichen Bus (BRT Transcaribe) zum Busbahnhof zu kommen.
Dies war aber nicht so einfach bzw. ist etwas zeitaufwändig, da wir keine dieser Karten hatten, auf die man Guthaben auflädt, um durch das Drehkreuz zu kommen. Man kann aber beliebige Passagiere fragen, ob sie ihre Karte für einen drüberziehen und ihnen das Bargeld geben. So weit so gut, wir waren dann auch an der richtigen Tür für die richtige Buslinie, nur die Busse und der Eingangsbereich waren so voll, dass wir mit unserem Gepäck wenig Möglichkeiten sahen zeitnah in einen der folgenden Busse einsteigen zu können und uns rannte langsam die Zeit davon. Schließlich liefen wir wieder auf die Straße und nahmen ein Taxi, leider mit einem Fahrer, der sich trotz unserer Bemerkungen überhaupt nicht beeilte, sondern bei jeder Gelegenheit WhatsApp Nachrichten schrieb. So kamen wir dann kurz vor knapp noch rechtzeitig an, die Busse hier sind zum Glück auch nicht die pünktlichsten, und nahmen den Nachtbus nach Medellin.
Am Morgen fuhren wir mit einem kleineren Bus direkt weiter nach Guatapé, einem netten kleinen Ort an einem Stausee. Wir erkundeten nachmittags die bunten Straßen, Souvenir-Shops und Restaurants.
Am zweiten Tag wollten wir den berühmten Felsen und Aussichtspunkt „Piedra del Peñol“ besuchen, morgens regnete es allerdings und so kamen wir erst relativ spät los als die Wolken sich etwas aufgelöst hatten. Wir mieteten Mountainbikes und fuhren über einige Dörfer auf und ab zu dem Felsen, an dem eine Treppe mit insgesamt über 700 Stufen angebracht worden war. Erstmal brauchte ich aber eine kleine Pause und einen Snack, da wir am frühen Nachmittag nun immer noch nicht Mittag gegessen hatten und mich Fahrradfahren immer mehr anstrengt als z.B. wandern. Dann ging’s aber noch nach oben, das Ganze war zwar sehr touristisch, aber die Aussicht über den Stausee mit seinen vielen Ausläufern, Inseln und Halbinseln war sehenswert. Danach ging es den kürzeren Weg über die Hauptstraße wieder zurück nach Guatapé und gleich zum Essen.

Nach zwei Nächten ging es auch schon wieder zurück nach Medellin und weiter vom Nord- zum Südbusbahnhof der Stadt, wo wir einen Bus nach Pereira nahmen. Die Fahrt dauerte länger als geplant und war eine der schlimmsten der ganzen Reise. Die Straßen sind sehr eng und kurvig, die Busfahrer wenig rücksichtsvoll und so war uns beiden kotzübel. Wir kamen erst sehr spät in Pereira an und nahmen ein Taxi zu Couchsurfing Gastgeber Orlando (und seinem Vater, der zwar sehr bemüht war, den wir aber kaum verstanden). Orlando begrüßte uns gleich mit Saft und vielen Tipps für Sightseeing. Wir hatten zwar ein eigenes Zimmer und Bad, allerdings war das Bett für uns zu klein, um beide gut schlafen zu können, Cristobal bevorzugte daher auf dem Boden zu schlafen.

Wir waren nun in der Kaffeeregion Kolumbiens angekommen und wollten natürlich auch eine Kaffeetour machen. Nachdem wir eine Plantage in der Nähe von Orlandos Wohnung empfohlen bekommen hatten, machten wir uns mit Bus und zu Fuß auf den Weg zur Finca. Obwohl ich mittlerweile schon recht viel über Kaffee wusste, gab es natürlich wieder einiges Neues zu lernen, insbesondere über die verschiedenen Zubereitungsformen von Kaffee. Allerdings war diese Tour recht teuer im Vergleich zu den nächsten Orten, Salento und Filandia, was wir natürlich erst hinterher herausfanden. Nach der Tour teilten wir uns ein Taxi mit einem Deutschen in die Stadt und gingen Essen und zum Supermarkt. Auch wollte ich noch einen weiteren Kaffee probieren (der Kaffee auf der Finca war nicht ganz mein Geschmack), wozu ich auch ein geeignetes Café fand, wo ein Barista den Kaffee professionell vor mir zubereitete. In gewöhnlichen Cafés oder Restaurants ist der Kaffee eher nicht empfehlenswert, da die Kolumbianer selbst nur den schlechten Kaffee konsumieren, der gute wird exportiert und das „gemeine Volk“ hat sich an schlechtere Qualität und starkes Rösten gewöhnt, viele konsumieren ihren „Tinto“ (schwarzer Kaffee) auch mit Panela oder viel Zucker, ein Milchkaffee besteht gefühlt ausschließlich aus Milch. Über einen Umweg nahmen wir einen Bus zurück zu Orlandos Wohnung, wo wir uns Abendessen kochten.

Dann ging es weiter ins Touristenzentrum der Kaffeezone, Salento, wo wir je zwei Nächte in zwei verschiedenen Unterkünften untergebracht waren, da die erste nach den zwei vorreservierten Nächten ausgebucht war. Nachdem Cristóbal leider einen Rückschlag mit seiner Magen-Darm-Geschichte hatte, war die ersten zwei Tage erstmal nur Ausruhen, Schonkost, und ein bisschen im Dorf Umgucken angesagt, Kaffee hab ich natürlich auch schon probiert und als Mitbringsel ausgesucht.
Am dritten Tag bin ich dann alleine losgezogen ins berühmte Valle de Cocora, wo man wandern und die bis zu 60m hohen Wachspalmen begutachten kann. Der Transport dort hin findet mit halb offenen Jeeps vom Dorfplatz aus statt und die, die keinen Sitzplatz mehr bekommen, müssen sich hinten auf eine Art kleine Rampe stellen und oben am Dach festhalten. Klingt gefährlich? Ist es auch, wie sich auf der Hinfahrt bewies, als eine Engländerin während der Fahrt kurz auf der Plattform den Halt verlor, abrutschte und sehr unglücklich auf den Asphalt knallte. Platzwunde über der Augenbraue, eine dicke Nase, eine seltsame Stellung ihres Armes und überall schmerzhafte und blau-werdende Stellen. Nach improvisierter Erstversorgung anderer Passagiere (Erste-Hilfe-Kasten war nämlich nicht vorhanden) brachte einer der Fahrer sie ins Krankenhaus, obwohl ihn alle darauf gedrängt hatten einen Krankenwagen zu rufen. Das war jedenfalls ein Schock. Fahrer und Firma spielten natürlich alles herunter, wie ich am nächsten Tag feststellte, als ich mich weigerte den Stehplatz einzunehmen. Im Cocora-Tal angekommen lief ich mit einem deutschen Pärchen aus Nürnberg los. Es geht zunächst durch die beeindruckende Palmenlandschaft und dann durch den Urwald weiter, wir hatten uns für die große Runde von ca. fünf Stunden entschieden, allerdings war an einem Punkt der Weg nicht so ganz offensichtlich und um wieder zum Parkplatz zu kommen, musste man nochmals durch Privatgebiet und sozusagen eine kleine Maut zahlen (der „Palmenpark“ kostet auch schon etwas Eintritt). Am Abend kochten wir nochmals Schonkost in der geräumigen Ferienwohnung, die wir für den Preis eines Zimmers ganz für uns alleine hatten.

Am nächsten Tag war Cristóbal immer noch außer Gefecht und ich wollte eigentlich einen Ausflug in das ca. 45 Minuten entfernt gelegene Dorf Filandia machen, erkundigte mich nach den Abfahrtzeiten der Jeeps, war auch rechtzeitig da, doch mir wurde erzählt der nächste fahre erst zur nächsten angegeben Abfahrtsstunde. Gut, dann eben erst Kaffee, Einkaufen, Mittagessen. Als ich zurück zum Dorfplatz kam, war wieder kein Jeep verfügbar, diesmal wurde mir erzählt ich bräuchte eine Reservierung. Mann, war ich da sauer, das hätte die Tunte in dem Ticket-Häuschen ja auch gleich sagen können. Statt nach Filandia zu fahren erklimmte ich Salentos Aussichtspunkt, nichts Spektakuläres, aber immerhin hab ich ETWAS unternommen.

Nach einer Runde Yoga am nächsten Morgen, reservierte ich diesmal den Jeep nach Filandia und so fuhren wir dann später zusammen dort hin. Nachdem für Cristóbal diesmal nur der Stehplatz auf dem Jeep übrig blieb und diese Strecke sogar auf der Schnellstraße verlief, wurde auch ihm bewusst, dass das Ganze nicht ganz ungefährlich ist, während ich nach dem vorherigen Erlebnis nervös das Ende der Fahrt abwartete und froh war, als wir heil angekommen waren. In Filandia war gerade ein großes Fest wegen des kolumbianischen Unabhängigkeitstages in Gange. Wir hatten uns mit den Nürnbergern verabredet, die sich hier stationiert hatten und uns ein Hostel zeigten, bei dem wir in der Zwischenzeit unser Gepäck lagern konnten. Wir gingen zusammen Kaffeetrinken, dann liefen Cristóbal und ich noch zu dem naheliegenden, nett angelegten Aussichtspunkt, der entgegen meiner Erwartungen tatsächlich einen Besuch wert war. Später aßen wir auf dem Marktplatz noch etwas mit den anderen beiden bevor wir uns verabschiedeten, um den Bus nach Pereira zu nehmen, wo wir dann noch ein paar Stunden auf den Nachtbus nach Bogota warteten.

Die Fahrt war wieder einmal eher anstrengend und nach einer wenig erholsamen Nacht kamen wir schon um halb 6, früher als geplant, am Busbahnhof in Bogota an, wo wir noch etwas warten wollten, da unsere AirB&B- Unterkunft erst ab 9 Uhr bezugsfähig war. Wir wurden allerdings bald von unserem mit unseren Taschen improvisierten Sitzplatz am Terminal verscheucht und versuchten einen Bus ins Zentrum zu finden. Den kann man allerdings wiederum nur mit einer dieser Karten benutzen und letztendlich nahmen wir ein Uber in die Candelaria. Dort setzten wir uns in eines der wenigen Cafés, die zu dieser Uhrzeit schon geöffnet hattet, um zu frühstücken und zu warten. Als wir dann schließlich in der Unterkunft angekommen waren, legten wir uns erstmal schlafen für die nächsten drei Stunden. Am Nachmittag besuchten wir dann endlich das schon zu Beginn der Reise geplante Museo de Oro und trafen uns abends mit zwei ehemaligen Kollegen aus Patagonien, die auch gerade in Kolumbien unterwegs waren und uns noch ein paar weitere Plätze der Stadt zeigten.
Die letzte Unternehmung, die wir noch abhaken wollten, war den Hügel Montserrate zu besteigen, der Zugang war aber leider schon geschlossen, als wir am nächaen Tag am frühen Nachmittag dort ankamen. So besuchten wir einen Kunsthandwerksmarkt und hatten einen ruhigen Tag.
Unser letzter Tag begann früh mit Regen, aber nach dem Frühstück in einem Café hatten wir dann doch noch die Möglichkeit den Montserrate zu besteigen und die Aussicht über die Stadt zu betrachten. Nachmittags holten wir unsere Sachen in der Unterkunft ab und machten uns auf den Weg zum Flughafen, ab nach Deutschland.

Kolumbien die Erste

Als wir am 23.6.19 von Lima aus in Bogotá ankamen war es schon dunkel und wir bestellten uns ein Uber-Taxi, um zum Hostel zu gelangen. Uber ist in Kolumbien allerdings illegal, daher trafen wir unseren Fahrer inkognito auf dem Parkplatz. Er ließ uns in der Nähe unseres Hostels in dem Stadtteil „La Candelaria“ aussteigen und nach etwas Suchen fanden wir dieses auch. Das Hostel war nicht gerade luxuriös, wir hatten ein sehr kleines Zimmer mit harter Matratze und mehr oder weniger sauberem Bad. Der Typ an der Rezeption war allerdings super nett, gab uns viele Tipps und brachte uns zu einem japanischen Ramen-Restaurant, wo wir etwas vegetarisches zu essen fanden.
Am nächsten Tag erkundeten wir die Straßen und erledigten einige Sachen wie z.B. SIM-Karte kaufen. Wir hatten eigentlich vor ins Gold-Museum zu gehen und den Hügel Montserrate zu besteigen, doch das Museum hat montags zu und es war etwas zu regnerisch und wolkig, um die Aussicht auf Montserrate genießen zu können. Aber wir sollten ja zum Ende der Reise nochmal nach Bogotá kommen.
Man findet hier verschiedenes Essen, aber überzeugt hat es uns die ganze Reise lang nicht. Columbianisches Essen besteht aus viel Fettem und Kohlenhydraten, alles ist irgendwie süß und hat keinen besonderen Eigengeschmack.
Sowohl in Bogotá als auch in den zwei folgenden Orten war es erstaunlich kühl und ich verwendete sogar meine Daunenjacke.

Nach zwei Nächten ging’s dann wieder raus aus der Stadt, wir nahmen ein Taxi zum Busbahnhof (Taxis sind erstaunlich günstig) und dann einen Bus nach Tunja, wo wir auf unseren Couchsurfer warteten, der sich mit der Arbeit etwas verspätet hatte. Schließlich brachte uns David zu seinem bescheidenen und etwas an Sauberkeit mangelnden Haus, in dem er mit seinem Hund wohnt. Trotz des etwas eingeschränkten Komforts vor allem des Badezimmers waren Davids Bemühungen bemerkenswert. Es war ihm sehr unangenehm, dass das Haus nicht vorbereitet war und er fing gleich an sein Zimmer, das er uns überließ, zu putzen und kaufte später sogar neue Bettwäsche für uns. Er brachte uns zum Abendessen in ein typisches Restaurant, wo wir zum ersten Mal Panela probierten. Panela ist eine Art harte Molasse und es wird überall verwendet. In diesem Fall wurde sie als Heißgetränk serviert, allerdings mit (wie überall süßem) Brot und Käse, was für uns eine sehr komische Kombination darstellte, allerdings stellte sich heraus, dass die Kolumbianer Käse zu allem möglichen Süßen Essen (der ist aber auch nicht ganz so kräftig wie unsere). Obwohl wir eigentlich nur in Tunja Halt machten, um ins nahegelegene Villa de Leyva zu fahren und die Gelegenheit des Couchsurfings wahrzunehmen, waren wir von dem netten Städtchen positiv überrascht, da es von Reiseführer und anderen Leuten nicht als besonders sehenswert beschrieben worden war.

Am nächsten Tag nahmen wir also einen Bus nach Villa de Leyva, ein süßes Dorf im Kolonialstil, allerdings auch sehr touristisch unter anderem mit einem Schokoladenmuseum, das aus mehreren Gebäuden und einem Hotel besteht und uns zu teuer war. In der Umgebung gibt es auch ein Naturreservat, das sich interessant angehört hatte, aber auch unverschämt hohe Eintrittspreise ausgeschrieben hatte. Stattdessen wanderten wir auf einen Hügel am Rande des Dorfes zu einer Christusstatue und laut Schild verbotenerweise darüber hinaus weiter nach oben, in der Hoffnung von hinten in das Reservat hineinlaufen zu können, der Pfad wurde allerdings immer verwachsener und wir kamen nie ganz oben an, holten uns aber einen saftigen Sonnenbrand. Danach hatten wir uns Mittagessen und Kuchen verdient, allerdings konnten uns auch die Backwaren hier nicht überzeugen. Nach Rückfahrt nach Tunja trafen wir uns mit David im Zentrum und hatten ein bescheidenes Abendessen in einer Bar mit Bier und Pommes, bevor wir noch eine Nacht in Davids Haus verbrachten.

Am Donnerstag nahmen wir dann einen Bus nach El Cocuy, wobei sich die Fahrt viel länger als erwartet hinzog (fast 11 Stunden, unter anderem da der Bus mechanische Probleme hatte) und durch sehr viele Kurven unangenehm gestaltete. Als wir dann ziemlich spät in dem Bergdorf ankamen, war es schwierig ein Abendessen ohne Fleisch zu finden, schließlich machte uns aber ein kleines Schnellrestaurant vegetarische Burger. Nach dem anstrengenden Tag waren wir froh, dass unsere Unterkunft diesmal sehr toll war, ein großes Zimmer mit sauberem, eigenem Bad und netten Gastgebern.
Diese halfen uns dann auch am nächsten Tag (nachdem wir erst einmal lange ausgeschlafen und unsere Buchung um eine dritte Nacht verlängert hatten) Registrierung, Transport und Guide für unseren Besuch im El Cocuy Nationalpark zu organisieren. Leider stellten wir fest, dass unsere Informationen aus dem aktuellsten Lonely Planet Reiseführer nicht ganz richtig waren, es entgegen unserer Erwartung verpflichtend ist einen Guide zu mieten und alles viel teurer werden würde als wir kalkuliert hatten. Es gibt keinen öffentlichen Transport, also ist ein Jeep-Taxi erforderlich, das wir aber zumindest mit zwei anderen Wanderern teilen konnten (Taxipreis total 180000 kolumbianische Pesos/48€, wenn ich mich richtig erinnere). Der Eintritt pro Tag ist auch nicht günstig (70000 COP pro Person) und dazu kommt eine verpflichtende, allerdings günstige Versicherung. Vor Ort zahlt man dann noch den Guide, für den ein anscheinend allgemein gültiger Preis festgelegt ist (140000 COP). Das kam gesamt dann auf ca. 50 € pro Person. Den restlichen Tag verbrachten wir mit etwas Yoga/Training, Einkaufen und abends Kochen, da wir nicht wieder improvisiertes vegetarisches Fast-Food essen wollten. Auch von dem Kolumbien-Chile Fußballspiel der Amerika-Meisterschaft sahen wir auf unserem Zimmer noch etwas, Cristóbal hielt sich an diesem Tag auf der Straße allerdings lieber etwas bedeckt als Chilene, um sich bei den kolumbianischen Fußballfanatikern keine Feinde zu machen (in diesem Sinne war es gar nicht so schlecht, dass Kolumbien gewann). 😄

Am nächsten Morgen ging es sehr früh los mit dem Jeep in den Nationalpark El Cocuy, um dann unseren Guide zu treffen und zur Laguna Grande zu wandern. Eindrücklich waren die Frailejones, Pflanzen aus der Familie der Korbblütler, die wie eine Mischung aus Palme und Kaktus aussehen und in der Regenzeit Wasser speichern, das sie dann in der Trockenzeit wieder an ihre Umgebung abgeben können. Das Wetter war zunächst bewölkt, je weiter nach oben wir kamen, desto schlechter wurde es allerdings, zunächst Regen, dann Schnee! Na für die Einheimischen war das natürlich eine Sensation, sogar die Guides hatten das zu dieser Jahreszeit nicht erwartet. Wir hatten zwar extra Jacken und ich auch ein paar Handschuhe dabei, aber als wir an der Laguna oben auf 4600m im Schneetreiben anhielten, wurde mir schon etwas kalt. Man kann noch weiter bis zu einem Gletscher laufen, da man aber kaum die Hand vor Augen sah, entschieden wir uns, genauso wie die anderen Kleingruppen, die sich oben versammelt hatten, den Weg nach unten anzugehen. Von Schnee zu Regen und Sonne änderte sich das Wetter in umgekehrter Richtung wie auf dem Hinweg. Wir warteten noch kurz auf das Paar, das sich das Taxi mit uns geteilt hatte, und fuhren zurück in den Ort, wo wir schon am frühen Nachmittag ankamen und uns nach dem frühen Aufstehen ein Nickerchen gönnten.

Dann ging es früh schon wieder weiter, wir hatten eine sehr lange, größtenteils natürlich wieder sehr kurvige, Strecke nach Santa Marta vor uns. Zunächst ging es nach Soatá, von dort aus mit relativ kurzer Wartezeit nach Malaga, wo wir allerdings nicht benachrichtigt wurden, dass der Bus hier nur durchfährt und wir aussteigen hätten müssen. Immerhin checkte ich kurz darauf unseren Standpunkt auf dem GPS und stellte fest, dass wir schon an unserem Ziel vorbeigefahren waren. Der Fahrer ließ uns dann bei nächster Gelegenheit (wie wir dachten ein Ort oder eine Haltestelle) aussteigen. So standen wir dann samt Gepäck irgendwo außerhalb eines Ortes an einer Kreuzung und versuchten ein Auto zum Trampen anzuhalten, oder wenigstens ein Taxi. Irgendwann hielt dann ein volles Taxi an und der Fahrer bestellte uns einen anderen Fahrer, der kurz darauf auch erschien und uns sehr günstig (wie gewohnt, Taxifahren kostet hier nicht viel) die 10km zurück nach Malaga brachte. Dort hatten wir eine gewisse Wartezeit, in der wir im Haltestellen-Restaurant etwas aßen bevor es so gegen 17:00 weiter ging nach Bucaramanga, eine der größeren Städte auf dem Weg nach Norden. Wieder einmal eine lange kurvige Reise, erst nach Mitternacht kamen wir an, mussten dann aber im Terminal noch bis 4 Uhr warten bis der endgültige Bus Richtung Santa Marta abfuhr. Schließlich, nach über 10 weiteren Stunden Fahrt, kamen wir nachmittags am Busbahnhof in Santa Marta an, wo wir noch etwas zu Mittag aßen, bevor wir ein Taxi nach Rodadero, dem Nachbarort Santa Martas nahmen. Unser schweizer Couchsurfing Gastgeber Martin, einer der interessantesten, großzügigsten und entspanntesten meiner Couchsurfing-Geschichte, empfing uns dort in seiner schönen großen Wohnung im obersten Stock. Noch war eine weitere, deutsche Couchsurferin dort, die aber am nächsten Tag abreiste.
Die nächsten zwei Tage nahmen wir uns nach den anstrengenden Busfahrten und dem bisherigen straffen Programm erst einmal zwei volle Tage zum Ausruhen, Waschen, Lesen und Kochen (wir kochten das Abendessen, Martin sorgte immer für selbsgebackene leckere Bäckereien). Wir erkundeten die unmittelbare Umgebung, was auch den Strand direkt vor dem Gebäude mit einschließt, entspannten am Pool und ich fing an Bewerbungen für Neuseeland zu schreiben.
Zwar noch nicht wirklich an die plötzliche Hitze hier im Norden gewohnt, machten wir uns aber am dritten Tag schließlich doch auf den Weg in den Nationalpark Tayrona, die Hauptattraktion in der Gegend. Wir kamen am Nachmittag an und ließen uns am Eingang eine Reservierung bei einem der etwas teureren Campingplätze aufschwatzen, da wir nicht genau wussten wie es mit Verfügbarkeiten und Preisen aussah, wenn wir erst einmal an den Stränden ankamen. Auch der Eintritt ist recht teuer, allerdings zahlt man nicht pro Tag, sondern kann beliebig lange im Park bleiben. Die Hitze machte die ansonsten einfache Wanderung nach Arrecife recht anstrengend. Wir fanden den Campingplatz, checkten in ein muffiges Zelt ein und liefen kurz vor Sonnenuntergang noch zum Strand.
Die Nacht war ohne Ventilator in dem kleinen Zelt bei der Hitze wenig erholsam und am nächsten Tag wollten wir eigentlich zum touristischen Hauptort des Parkes, Cabo San Juan, und ursprünglich war der Plan evtl. eine zweite Nacht im Park zu verbringen, was wir uns nach der gemachten Erfahrung im Zelt aber aus dem Kopf geschlagen hatten. Wir fingen an zu laufen und gelangten schließlich zu dem Strand „La Piscina“, der sehr schön war und wo wir zum Baden und Sonnen einige Zeit blieben. Weiter kamen wir dann auch nicht, da wir zu dem Entschluss gekommen waren, dass es sich bei dieser Hitze nicht lohnt zu einem vielleicht schönen, aber touristisch überfüllten Ort (die Tagesausflugsbote kommen alle in Cabo San Juan an) und dann alles wieder zurück zum Ausgang zu laufen. So machten wir uns schon wieder auf den Rückweg, aßen auf dem Weg Mittag in einem der Restaurants in Strandnähe und nahmen den stickigen, heißen Bus zurück nach Santa Marta und einen weiteren nach Rodadero.

Mein Yoga- und Wanderretreat

Nach neun Monaten Planung fand im Juni 2019 nun endlich mein erstes Yogaretreat statt. Ich hatte für die Vorbereitung mit einer Retreat-Organisatorin aus den USA über die Ferne zusammengearbeitet, was allerdings aufgrund unterschiedlicher Vorstellungen von z.B. Marketingstrategien nicht immer so harmonisch lief wie ich mir das vorgestellt hatte und ganz schön teuer war.
Die größte Herausforderung für mich war aber nicht die Planung oder Durchführung des Retreats, sondern genügend Teilnehmer zu finden. Da ich nicht regelmäßig in einem Yogastudio arbeite und keine große Social Media-Präsenz habe, konnte ich nicht auf einen Kundenstamm, der meine Yogastunden kennt, zurückgreifen. Dabei war es mir nicht wichtig, ob ich aus diesem ersten Retreat Gewinn ziehe, ich brauchte aber genügend Teilnehmer, um die Kosten für die Unterkunft in der Churup Mountain Lodge, bei der ich im Vorjahr gearbeitet hatte, und für die Retreat-Organisatorin Una zu decken.

Es fanden sich im Dezember über eine Retreatwebsite drei Amerikaner und ein ehemaliger Kollege eines Jobs in Australien aus Deutschland war auch angemeldet. Damit fehlte mir nur noch eine Person, um die Ausgaben decken zu können. Dann war es aber schon März, die Unterkunft wollte bis Ende April Bescheid haben und Una wurde etwas nervös, was zur Folge hatte, dass sie die Teilnehmer über die Möglichkeit des Nicht-Stattfindens des Retreats informierte. Als sich dann schließlich im April eine Kollegin meines derzeitigen Jobs in Patagonien entschied teilzunehmen, glaubte ich es endlich geschafft zu haben – das Retreat kann stattfinden. Nur hatten wir seit einiger Zeit nichts mehr von unserem deutschen Teilnehmer gehört. Es stellte sich heraus, dass er aufgrund Una’s Benachrichtigung und anderen Reiseplänen seine Meinung geändert hatte und seine Teilnahme absagte. Nun war es aber zu spät, um den anderen vier Teilnehmern so kurzfristig das Event abzusagen. Zum Glück ließ sich die Unterkunft auf neue Verhandlungen ein und bot uns an zu einem günstigeren Preis nur die benötigten Zimmer anstelle der gesamten Lodge zu buchen. Damit machte ich zwar unterm Strich immer noch Minuszahlen, aber deutlich weniger.

Nachdem die Saison in Patagonien zu Ende war, arbeitete ich das 7-tägige Programm genauer aus und erstellte die einzelnen Yogaklassen, Meditationen und Theorieteile. Neben den Yoga-Elementen waren auch drei Wanderungen geplant, bei denen die größte Herausforderung die Höhe darstellte. Die Lodge selbst liegt schon auf 3700m Höhe, so dass selbst ohne Anstrengung bei Ankunft mit dem Nachtbus direkt aus Lima schon Probleme mit Höhenkrankheit auftreten können.

Anfang Juni flog ich also von Santiago, wo ich die Familie von Cristóbal kennengelernt hatte, nach Lima und nahm den Nachtbus nach Huaraz auf 3000m, dort verbrachte ich ein paar Tage vor Retreatbeginn zum Vorbereiten und Akklimatisieren. Cristóbal kam zwei Tage später dazu, er hatte sich bereit erklärt als mein Retreat-Assistent mitzukommen, dessen Position ursprünglich im Paket des Lodge-Angebotes mit vorgesehen war, um eine/n Masseur/in mitbringen zu können. Cristóbal war für die Fotos während des Retreats verantwortlich und seine Hauptaufgabe war es also manuelle Therapie und Massagen als zusätzliche Aktivitäten für die Teilnehmer anzubieten, während ich Privatyogastunden und Reiki-Behandlungen im Angebot hatte.

Einen Tag vor Retreatbeginn besuchten wir die Lodge, um schon einige Sachen dort zu lassen, die neue Managerin kennenzulernen und letzte Vorbereitungen zu besprechen.

Dann war es endlich soweit: am 8.6.19 trafen wir also alle vier Teilnehmer in Huaraz und auf Anhieb schien es eine tolle Gruppe zu sein, alle zwischen 25 und 32, Cristóbal und ich dabei die ältesten. Wir waren also ein Pärchen und dessen gute Freundin aus Memphis, Tennessee, meine Kollegin Franziska aus Chile, Cristóbal und ich. Eine kleine, überschaubare Gruppe, finanziell wären mir zwar mehr lieber gewesen, aber für den Anfang war das Ganze einfach zu handeln.

Nach einem Begrüßungszirkel am ersten Abend gab es die erste Mahlzeit der Lodge und wie von Köchin Wilma, die ich schon im Vorjahr kennengelernt hatte, erwartet, war das Essen erstklassig. Da zwei Veganer unter den Teilnehmern waren, hatte sie ein tolles veganes Menü zusammengestellt und die ganze Woche wurden wir mit wechselndem Frühstücksbuffet und 3-Gänge-Menüs zu Mittag- und Abendessen verwöhnt.

Am zweiten, bzw. ersten vollen Tag, wie an den meisten Tagen, begannen wir mit Morgenyoga, allerdings erst einmal mit geringer Intensität, um langsam mit der Höhe und den veränderten Sauerstoffbedingungen klarzukommen.

Auch mit dem Wandern fingen wir entspannt an und machten am Nachmittag einen Spaziergang entlang eines Weges, der direkt bei der Lodge beginnt. Dieser teilt sich allerdings in zwei und so fand ich nicht den Pfad, dem ich eigentlich folgen wollte, wir hatten aber trotzdem einen schönen Ausflug. Zwei Tage vorher hatten Cristóbal und ich den ersten Teil des Weges schon erkundet, um einen guten Platz zum Meditieren zu finden. Dort hielten wir auf dem Rückweg und ich führte die Teilnehmer durch eine Naturmeditation.

Am Abend gab es noch eine Einführung in Yogaphilosophie, um neben der körperlichen Praxis etwas mehr Verständnis für den philosophischen Hintergrund zu schaffen. Leider hatte Teilnehmerin Christina in dieser Nacht mit dem typischerweise verzögerten Effekt der Höhe zu kämpfen, akklimatisierte sich aber am nächsten Morgen.

Auch der dritte Tag war noch etwas relaxter, die Yogastunden noch etwas schonender und am Vormittag hielt ich den angekündigten „Presence Workshop“, in dem ich über das Sein im Hier und Jetzt sprach und Übungen anleitete, durch die man dies vermehrt erreichen kann.

Cmledithoo (45)

Die freien Vor- und Nachmittage nutzten die Leute wie geplant, um Behandlungen mit Cristóbal zu buchen, später in der Woche hatte ich auch eine private Yogastunde und zwei Reiki-Behandlungen. Nachdem dies Angebote waren, deren Kosten natürlich nicht im Retreatpreis enthalten sind, verdienten wir beide etwas Taschengeld.

Am vierten Tag war es dann Zeit für die erste große Wanderung zur Laguna Churup. Dies war für viele eine Herausforderung. Es waren zwar „nur“ gut 500 Höhenmeter zu bewältigen, jedoch bis auf 4400m Höhe. Der Wanderweg bietet außerdem weitere Herausforderungen mit steilen Felsabschnitten, die mit Stahlseilen abgesichert sind. Wir kamen allerdings nach nur zweieinhalb Stunden (die generelle übertriebende Zeitangabe sind vier Stunden) oben an und ließen uns Zeit für die mitgebrachte Brotzeit, um die tolle Umgebung zu genießen und jede Menge Fotos zu schießen.

Wir hatten vorher beschlossen statt vom Startpunkt das Taxi zurückzunehmen, mit dem wir angekommen waren, zur Lodge zurückzulaufen, was nur ca. zwei Kilometer mehr waren, aber die Sonne brannte herunter und Christina fühlte wieder einen Ausbruch von Höhenkrankheit. So waren dann alle recht platt und froh, dass noch etwas Zeit zum Ausruhen blieb vor dem Abendessen und der regenerativen Yogastunde danach.

Tag 5 war wieder entspannter, allerdings änderte ich den Wochenplan etwas und verschob die für den am Abend geplante Meditation auf den folgenden, anstrengenderen Tag und hielt stattdessen die für diesen geplante Yogastunde schon am selben Abend.

Die zweite lange Wanderung zur Laguna Shallap (4250m) war wesentlich länger mit über 20 km Länge, allerdings weniger steil und anspruchsvoll, zudem waren alle schon besser akklimatisiert. Nur Cristóbal konnte leider nicht mitkommen, da ihm wohl das Frühstück nicht besonders gut bekommen ist, als wir zurückkamen ging es ihm allerdings wieder gut.
Die Abendmeditation war genau der richtige Abschluss des Tages.

Der letzte ganze Tag war auch wieder eher entspannt, da niemand an einem zusätzlichen Ausflug interessiert war und alle lieber in der Lodge entspannten und einige sich noch für Behandlungen eingetragen hatten.
Die morgendlichen Yogastunden im „Vinyasa Flow“-Stil waren mittlerweile intensiver geworden und führten zu einer Flow-Sequenz hin, die die Teilnehmer dann auch zu Hause praktizieren können. Während ich am Anfang der Woche noch detailliert auf die genaue Ausrichtung des Körpers in den einzelnen Yogaposen einging, war jetzt die fließende Verbindung der verschiedenen Positionen mit der Atmung als Taktgeber (wie im Vinyasa üblich) im Vordergrund. Am Abend dieses siebten Tages wurde das Retreat dann auch schon wieder mit einem Abschlusszirkel geschlossenen und ein letztes leckeres Abendessen wurde genossen.

Nach der letzten Morgenyogastunde kam dann auch das Taxi, das alle zurück nach Huaraz brachte und alle verabschiedeten sich von neu gewonnenen Freunden. Auch wenn ich finanziell eher Verluste als Gewinne gezogen habe, war das Ganze eine tolle Erfahrung, die mich aufgrund guten Feedbacks auch als Yogalehrerin bestätigte. Sicherlich werde ich irgendwann weitere Retreats planen, allerdings keines mehr mit Organisatorin Una.

Eine Saison am Ende der Welt

Mit meinem Ende Mai 2018 aktivierten Working Holiday Visum für Chile und nach meinem Peru-Aufenthalt flog ich Anfang September nach Patagonien für meinen neuen Job als Tourguide im luxuriösen Hotel Tierra Patagonia, am Rande des berühmten Nationalparks „Torres del Paine“. Das Hotel sorgte auch für das dem Saisonstart vorausgehende Training. Mein Kollege Daniel holte mich in Puerto Natales vom Bus ab und wir kamen für ein paar Tage bei weiteren Kollegen unter, die ein Haus in dem kleinen Ort mieteten. Zunächst hatten wir den achttägigen Erste-Hilfe-Kurs „Wilderness First Responder“, während dem ich auch drei weitere Kollegen kennenlernte, unter anderem meine zukünftige Zimmergenossin Stephy, die zwar Chilenin ist, aber Deutsch studiert hat und damit die zweite Deutschsprachige unter den Guides ist.

Danach ging´s in unser neues Zuhause, auf die Estancia „Entre Lagos“, eine vom Hotel 6km entfernte Ranch, auf der die Angestelltenunterkünfte installiert worden waren. In vier containerartigen Gebäuden mit je einem kleinen Wohnzimmer, Bädern, zwölf kleinen Zimmern und zwei Personen pro Zimmer war es recht kuschelig, die Gemeinschaftsräume mit Kantine, Billardtisch, Tischtennistisch und Fernsehecke gaben allerdings mehr Entfaltungsmöglichkeiten. Besonders für die Guides interessant ist die Kletter- bzw. Boulderwand, die  draußen aufgestellt ist. Zu Beginn der Saison schaffte ich es jedoch noch deutlich häufiger zum Klettern, später hatte ich weniger Zeit und motivierte mich weniger.

Als schließlich der Rest der Bande (und dieses Wort ist für die meisten meiner Kollegen sehr zutreffend) angekommen war, fing die „Schule“ an, die über 11 Tage ging und Spezialisten aus verschiedenen Bereichen wie Geologie, Ornitologie, Flora, Geschichte etc. zu Gast hat. Ein Teil des Unterrichts findet drinnen als Theorie statt, der andere draußen auf Excursionen. Während dieser Zeit lernte ich extrem viel neues, was sehr interessant, aber auch anstrengend war, zumal der ganze Unterricht natürlich auf Spanisch stattfand. Auch lernte ich meine neuen Kollegen näher kennen und das Team aus alten und neuen Guides bildete sich schon etwas für die beginnende Saison.

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Die Crew

Am 1.10.18 öffnete dann das Hotel und die Arbeit begann. Die ersten Wochen folgte ich anderen, erfahreneren Guides auf die Ausflüge, um die verschiedenen Exkursionen, Wanderwege und Führungs- und Erklärungsstile unterschiedlicher Guides kennenzulernen. Neben Wanderungen gibt es auch Sightseeing-Touren im Van, die Bootsfahrt zum Grey-Gletscher, Ausritte von verschiedenen Estancias und Mountainbike-Touren (letztere hab ich allerdings nicht geführt). Ein Großteil der Gäste des Hotels sind Nordamerikaner, also musste ich mir die ganzen Informationen über den Nationalpark auch auf Englisch aneignen. Als ich dann auch vermehrt mit deutschsprachigen Gästen unterwegs war, natürlich auch auf Deutsch, fiel mir das zunächs unerwartet schwer. Mit der Zeit wurde das Hin- und Herwechseln zwischen den Sprachen allerdings immer einfacher.

Nachdem ich ja vorher schon als Guide gearbeitet hatte, hatte ich keine Scheu die Touren recht schnell schon alleine zu führen, obwohl es natürlich neu für mich war, den Teilnehmern dabei so viel Information zu liefern. Sorgen machte ich mir eher um die Logistik, nämlich wann ich was genau in der Küche bestellen muss und auf welche Exkursion ich was mitnehmen muss (z.B. bestellt sich für eine Ganztageswanderung jeder ein Sandwich, aber als Guide bringe ich auch noch Suppe, Ketchup und andere Saucen für die Brotzeit, hausgemachte Müsliriegel, Studentenfutter, Schokoriegel, Obst und für danach ein Gebäck- oder Brotzeitbrett, Tee, Kaffee, Tassen, Tischdecke für den Tisch, den der Fahrer aufstellt etc. etc. etc.). Nach kurzer Zeit stellte ich allerdings fest, dass das Ganze gar nicht so schlimm ist, da man gewisse Sachen einfach immer in seiner Kühlbox lässt, gelegentlich Teebeutel, Zucker, Servietten etc. auffüllt und das restliche Essen schon routinemäßig in der Küche bestellt.

Meine andere Sorge war die Prüfung bei CONAF, der Nationalpark-Verwaltung, die mich als Guide zertifiert. Die schriftliche online Prüfung ist bekannt dafür, dass die Fragen schlecht gestellt sind und es oft technische Probleme gibt. Noch dazu sind die Fragen oft übertrieben ins Detail gestellt und verlangen die wissenschaftlichen Namen von Pflanzen und Tieren. Nachdem ich zweimal sogar mit Hilfe meiner Kollegen durchgefallen war und eine Wiederholung beantragt worden war, (die eigentlich nicht möglich ist, aber da die Verantwortlichen über die Problematik Bescheid wissen und wir Fehler in der Prüfung nachweisen konnten, wurden einigen Guides mehrere Wiederholungsmöglichkeiten eingeräumt) bestand ich also den Test. Die auch nur mit Ausnahme schon vor der schriftlichen abgelegte, mündliche Prüfung, vor der ich eigentlich nervöser war, da mir hier kein Kollege oder Google mal schnell die Antwort geben kann, lief erstaunlich gut. Und so hatte ich jetzt auch offiziell den für zwei Jahre gültigen Guide-Ausweis, mit dem ich auch kostenlos in den Nationalpark Eintritt habe (vor Ausstellung hatte das Hotel meinen Eintritt für die Touren bezahlt).

Die meisten Gäste auf den Touren waren nett und einfach zu handhaben, es gab aber natürlich immer mal wieder schwarze Schafe. Bei einem Hotelaufenthalt für mindestens $US 1000,- pro Nacht ist das Klientel natürlich ökonomisch nicht schlecht aufgestellt und gelegentlich ziemlich anspruchsvoll oder charakterlich etwas speziell. Auch ist nicht jeder ein Outdoor-Mensch oder an physische Aktivität gewohnt, viele überschätzen sich aber in dieser Hinsicht und finden sich dann auf Exkursionen wieder, die sie schnell außer Atem bringen oder angsteinflößende Erfahrungen mit sich bringen (z.B. steile Abstiege). Normalerweise sind unsere Chefs Kineret und Basilio recht gut darin die Gäste bei Ankunft zu beraten und jeden nach Interessen und Fähigkeiten für angemessene Ausflüge einzuteilen. Meistens, aber nicht immer und einige Leute sind etwas stur oder eben selbstüberschätzt, wenn es darum geht Aktivitäten auszuwählen. Und so brauchte ich mit einer etwas schwierigen Klientin schon einmal knapp elf Stunden für die bekannte Wanderung zu „Base Torres“, zum Fuß der Türme des Torres del Paine, die normalerweise in sieben bis acht Stunden zu bewältigen ist.

Über die Hauptsaison von November bis März waren wir alle ausgelastet, hatten lange Arbeitstage und ich „verkaufte“ auch viele meiner freien Tage. Es wird hier in einem Schichtsystem von elf Arbeitstagen und vier freien Tagen gearbeitet, doch wer extra Tage arbeitet, wird dafür auch gut entlohnt und sofern ich keine Ausflüge geplant hatte, waren mir vier ganze Tage in Puerto Natales auch zu viel, da es im Ort selbst nicht viel zu tun gibt. Mit ca. 2000km Wanderdistanz pro Saison und teils extremen Wetterbedingungen (insbesondere starker Wind, locker bis zu 100km/h) war es teils schon harte Arbeit, auch wenn es im Großen und Ganzen Spaß gemacht hat. Und so flog die Saison nur so dahin bis wir gegen Ende dann auch viele freie halbe oder ganze Tage hatte, da das Hotel nur noch sehr spärlich besetzt war. Was mir vermutlich am besten an dem Job gefallen hat, ist die Abwechslung zwischen vielen verschiedenen Halb- und Ganztagestouren, die jeden Tag wechselten, wohingegen es sich bei meinen vorherigen Tourguide-Jobs oft mehrmals pro Tag um dieselbe Tour gehandelt hatte.

Und wer hätte gedacht, dass ich hier auch die Liebe wiederfinde?! Nachdem ich mich anfangs für niemanden meiner Kollegen oder auch Mitarbeitern aus anderen Hotelbereichen begeistern konnte (obwohl es natürlich an einem abgelegenen Ort mit einer Überzahl an Männern für mich als interessante Deutsche nicht an Angeboten mangelte), tauchte dann Mitte Oktober auf einmal ein gutaussehender Kellner auf, der zufälliger Weise auch noch dieselben freien Tage hatte wie ich. Es stellte sich heraus, dass ich mit dem Physiotherapeuten aus Santiago so einiges gemeinsam habe und es bald kräftig funkte. An unseren freien Tagen unternahmen wir fiel gemeinsam und machten auch zwei Mehrtageswanderungen im Nationalpark. Über die nächsten Monate konnte ich keine Mängel an meiner neuen Errungenschaft feststellen und die Beziehung vertiefte sich bis zu dem Punkt, an dem wir uns entschlossen nach Beendigung der Saison zusammen weiterzureisen. Nach sechseinhalb Jahren Single-Leben bin ich also letztendlich wieder in einer festen Partnerschaft gelandet und es bleibt spannend wie unsere gemeinsame Reise weitergeht!

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Weitere Fotos von Exkursionen:

 

 

Ausflüge an freien Tagen:

 

 

 

 

 

 

Unterwegs in Peru und zurück nach Chile

Nach langer Zeit habe ich es endlich geschafft ein wenig mit meinen Blogeinträgen aufzuholen. Aber besser spät als nie 😉

Am 17.08.18 holte ich meinen gerade aus Deutschland angereisten Freund Philip vom Bus ab und zeigte ihm an diesem und dem folgenden Tag die Teile von Lima, die ich bei meinem ersten Besuch als sehenswert empfunden hatte. Aus Zeitgründen beschränkten wir uns allerdings auf das Zentrum, Miraflores und Barranco, was allerdings nicht fehlen durfte waren viele Restaurant-, Café- und Bar-Besuche, um alles von Ceviche über vegane Restaurants bis zu Pisco Sour und Craft Beer probieren zu können. Der Ess- und Trinkmarathon hielt natürlich über die ganze knapp drei-wöchige Reise an.

Nächstes Ziel waren dann die berühmten Nazca-Linien. Wir kamen recht spät abends in dem etwas zwielichtigen Wüstenort Nazca an, wo uns jemand von unserer Unterkunft abholen hätte sollen, der uns aber irgendwie verpasste. So liefen wir also durch die dunklen, staubigen Straßen bis zu unserem Hostel etwas außerhalb des Zentrums, was zu Philip´s Kulturschock beitrug – genauso wie der chaotische Verkehr, der ständige Hupenlärm, aggressive Straßenhunde und der Markt, an dem wir am nächsten Tag Schweinsköpfe und ähnliches draußen in der Hitze herumliegen sahen.

Der Flug in einer Cessna über die Linien kostet US$90 und ist die einzig sinnvolle Weise die Linien zu erkunden. Obwohl es schon beeindruckend war die mysteriösen Linien einer Vor-Inka-Kultur nicht nur auf Fotos zu sehen, würde ich es nicht noch einmal machen, allzu spektakulär war es dann doch nicht und zudem hatte ich während des Fluges natürich wieder etwas mit Reiseübelkeit zu kämpfen. Doch hätten wir es ausgelassen, hätten wir sicher das Gefühl gehabt etwas verpasst zu haben. Das wäre also zumindest abgehakt.

 

Da wir aber diesen Zwischenstop gemacht hatten, waren wir viele Stunden im Bus unterwegs statt direk von Lima nach Cusco zu fliegen – und die Nachtfahrt mit einer beliebigen Busgesellschaft und über kurvige Straßen war alles andere als angenehm.

So überlegten wir nicht lange, ob wir ein Taxi zu unserem außerhalb des Zentums und auf einem Hügel gelegenen Hostels nehmen sollten, als wir hundemüde am Morgen in Cusco ankamen. Diesen und den nächsten Tag verbrachten wir damit die alte Inka-Hauptstadt zu erkunden, unseren Trek inklusive Ausrüstung zu organisieren und die Inkaruinen Sacsayhuaman und Qénqo zu besuchen.

 

Nun ging es los auf unseren fünf-tägigen Wandertrek, der am Salkantay (6264 m) vorbei und über den zugehörigen Pass führt. Wir nahmen einen Bus nach Mollepata, wo wir frühstückten und einen weiteren Wanderer trafen, mit dem wir uns ein Taxi nach Soraypampa teilten und uns somit einige Kilometer Fußweg entlang der Straße sparten.

Dort ließen wir unsere Rucksäcke in einem kleinen Geschäft und liefen zur Humantay Lagune, die mich bei dem mittelmäßigem Wetter und im Vergleich zu den Lagunen, die ich schon in der Cordillera Blanca gesehen hatte, nicht umgehauen hat, aber trotzdem war es ein netter Abstecher und verlängerte den sonst kurzen Wandertag etwas. An dem offiziellen Campingplatz liefen wir vorbei und stellten unser Zelt etwas weiter oben, kurz vor dem Aufstieg zum Pass auf. Am Morgen wurden wir dann zwar von einem der vermeintlichen Campingplatz-Besitzer darauf aufmerksam gemacht, dass wir hier eigentlich nicht campen dürften und für den Campingplatz zahlen müssten, er kehrte allerdings nicht zurück und so setzten wir uns dann auch relativ spät wieder in Bewegung, nachdem die riesigen Gruppen der organisierten Wanderungen schon an uns vorbei gelaufen waren. So umgingen wir den größten Ansturm und kamen gut am höchsten Punkt unseres Treks, dem Pass Abra Salkantay, auf 4623m an. Da ich doch noch recht gut aklimatisiert war, fiel mir der Aufstieg etwas leichter als Philip und den Österreichern Benny und Kathrin, einem Paar, das wir auf dem Weg getroffen hatten. Dann ging es auch schon wieder nach unten und in tropischere Gebiete, gesamte Gehzeit des zweiten Tages lag bei ca. fünf Stunden. Wir campten mit den Österreichern dann diesmal auch auf einem offiziellen Campingplatz.

 

Tag drei sah eigentlich auf der Karte gar nicht so schlimm aus, es ging aber ständig rauf und runter und ich war recht müde, so war es für mich der härteste der fünf Tage. In Playa übernachteten wir kostenlos, wobei im Gegenzug nur ein Konsum im Kiosk nötig war. Und bei der Hitze war ein kaltes Bier und ein Snickers genau das Richtige. 🙂

Am nächsten Tag gab es zwei Optionen: Entweder über den Ort Santa Teresa, was etwas einfacher sein soll, aber auf Straßen entlangführt, oder über den Aussichtspunkt Llactapata, wo nochmal ein steiler An- und Abstieg wartete. Wir entschieden uns für letztere und wurden auch nicht enttäuscht, denn von dem Aussichtspunkt bekommt man eine tolle Sicht über den Regenwald und sogar auf Machu Picchu von Weitem. Dann ging es runter zum Fluss und zur Straße, vorbei an dem Wasserkraftwerk (Hidroelectrica) und letztendlich noch ein endlos scheinendes Stück entlang den Eisenbahnschienen. Es hatte mittlerweile angefangen zu regnen und die sieben bis acht Gehstunden zogen sich gegen Ende ganz schön hin. Als wir im Dunkeln dann in Aguas Calientes ankamen, hatten wir Benny und Kathrin wiedergefunden, suchten uns mit ihnen gemeinsam und ein paar Spaniern eine Pension und gingen zusammen Essen. Dann auch schnell ab ins Bett, denn wir waren müde und am nächsten Tag ging es schon wieder früh los.

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LLactapata Aussichtspunkt

Um 4:30 klingelte der Wecker und wir machten uns auf den Weg zum Aufstieg zu den berühmten Machu Picchu-Ruinen. Das war nochmal ein steiler Anstieg und unangenehmerweise wird man den ganzen Weg von Busabgasen der sich parallel zum Wanderweg hinaufschlängelnden Straße begleitet, da viele Leute sich motorisiert nach oben bringen lassen. Oben angekommen war die alte Inkastätte im Morgenlicht ziemlich beeindruckend. Wir bereuten es letztenlich allerdings etwas, dass wir uns keinen Guide geleistet hatten für mehr Hintergrundinformationen.

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Nach dem Mittagessen in Aguas Calientes liefen wir wieder zurück zur Hidroelectrica, wo wir Glück hatten und einen Minibus nach Cusco erwischten, der auch direkt abfuhr. Allerdings kamen wir erst gegen 21:30 in unserem Hostel an.

Der darauffolgende Tag diente zum Ausruhen, Waschen, Zurückbringen von Mietausrüstung etc. etc. Am Abend nahmen wir auch schon den Nachtbus weiter nach Arequipa.

Dort checkten wir in „Peter´s Hostel“ im Zentrum ein und machten uns auf den Weg durch die schöne Stadt zu einem Kloster, das größtenteils als Museum fungiert, aber auch heute noch Nonnen beherbergt. Am Nachmittag gingen wir auf den Markt, der typischerweise in einer großen Halle situiert ist, und bereiteten schon den nächsten Trek vor. Zum Abendessen trafen wir uns mit Pilar, einer netten Peruanerin, die mit ihrer Familie Gast in der Churup Mountain Lodge und auch in meinen Yogastunden gewesen war.

 

Um 3:00 nachts mussten wir dann schon wieder auf der Matte stehen, da wir von dem Touribus abgeholt wurden, der in den Colca Canyon fährt und auch bei dem obligatorischen Aussichtspunkt San Miguel hält, wo wir einige, hauptsächlich junge Kondore beobachten konnten. Schließlich stiegen wir am Ausgangspunkt des Treks, der hinunter in den Canyon führt, aus und begannen unsere Wanderung. Die Hitze und staubige, trockene Landschaft sagte uns allerdings nicht so zu und so beschlossen wir aus den geplanten drei Tagen nur zwei zu machen. Was wir dabei ausließen war ein steiler Anstieg zu einem weiteren von einigen auf dem Trek liegenden Dörfern mit vermutlich der gleichen Aussicht in den Canyon. Wir machten eine lange Mittagspause in einer der Dorflodges, um die größte Hitze des Tages zu vermeiden und liefen über ein paar Dörfer direkt zur eigentlich für die zweite Nacht geplanten Oasis Paraiso Lodge, die wirklich wie eine paradiesische Oase im Canyon liegt und trotz Ausstattung mit Swimmingpool und Bar günstige Preise bot (die Zimmer und Duschen waren allerdings wie gewohnt sehr einfach).

 

So blieb uns am nächsten Morgen noch der Aufstieg aus dem Canyon heraus und der lange Rückweg nach Arequipa mit öffentlichen Bussen. Um die Fahrt etwas aufzuteilen hielten wir in Chivay, wo wir uns für eine Weile in einem Café niederließen und uns überlegten, ob es einen Abstecher zu den heißen Quellen in der Nähe des Ortes wert wäre. In der Mittagshitze entschieden wir uns allerdings gegen einen Aufenthalt in einem heißen, möglicherweise dreckigen Wasserbecken und nahmen den nächsten Bus zurück nach Arequipa.

Am nächsten Tag verließen wir Peru auch schon, wozu wir erst eine 6-stündige Busfahrt nach Tacna antraten, dann eine weitere kurze Fahrt mit Grenzübergang nach Arica in Chile. Dort mieteten wir uns für einige Nächte in einer Pension nahe des Busbahnhofs, aber außerhalb des Zentrums ein.

Wir hatten vor den hoch gelegenen Lauca Nationalpark nahe der Grenze zu Bolivien anzusehen, welcher aber ohne touristische Tour oder teures Mietauto schwierig zu erreichen ist. So machten wir uns am folgenden Tag auf den Weg in die Stadt, buchten eine Tour für den nächsten Tag und verbrachten einige Stunden in der Stadt, was auch schon genug ist, um diese zu erkunden. Die dümmste Idee der ganzen Reise war es einen Meeresfrüchte-Eintopf auf einem Markt zu bestellen, wobei ich Philip erzählt hatte, das dies etwas Typisches und Einheimisches sei, das man probieren müsste, doch leider stellte sich heraus, dass der Eintopf voll mit Muscheln war – eine der wenigen Sachen, die er so absolut gar nicht mag. Selbst ich konnte die mittelmäßige Mischung mit übermäßig vielen Muscheln nicht aufessen. Das Abendessen bereiteten wir dann lieber selber zu.

Am Morgen wurden wir für unsere Tour abgeholt, bei der es mit Guide zu einem See über 4200m und dem traditionellen Dorf Putre ging. Ein paar der einheimischen Tiere wie Viscachas und Vicuñas bekamen wir auch zu sehen. Letztendlich hatten mir allerdings damals die Ausflüge um San Pedro de Atacama besser gefallen, wenn ich denn zwischen diesen beiden Regionen Nordchiles entscheiden müsste.

 

Letzter Stopp für Philip war dann Santiago, wobei wir einen Flug von Arica in die Hauptstadt gebucht hatten, um uns Zeit und endlose Fahrten in Bussen zu sparen. Dies war schon mein sechster Aufenthalt in Santiago und endlich hat es die Stadt geschafft einen positiveren Eindruck auf mich zu hinterlassen. Wir hatten das tolle, zentrale Hostal Forestal gefunden und erkundeten von dort aus sowohl Orte, die ich schon kannte, als auch für mich neue Attraktionen und Stadtgebiete. Von ersteren zeigte ich Philip das Geschäfts-Zentrum, Cerro Santa Lucía und Cerro San Cristóbal (wobei ich die Seilbahn dorthin vorher auch noch nicht benutzt hatte), dahingegen war der Besuch auf dem Nordfriedhof und im Centro Gabriela Mistral auch für mich neu. Wir verbrachten auch zwei lustige Abende mit chilenischen Freunden von mir, zum einen mit Mauricio, bei dem ich ein paar Monate vorher über zwei Wochen über Couchsurfing untergekommen war und mit Jose, einer ja schon länger bestehenden Couchsurfing-Freundschaft, der auch ein mit ihm befreundetes Pärchen mitbrachte, das ich Silvester 2013 in Valparaiso kennengelernt hatte.

 Philip machte sich am nächsten Morgen dann auf den Heimweg nach Deutschland, während ich noch meinen chilenischen Ausweis abholte und Sachen für meinen Saisonstart in Patagonien erledigte. Am 6.9.18 flog ich dann nach Punta Arenas und nahm den Bus nach Puerto Natales, wo mein Training für meinen neuen Job als Tourguide begann.

 

Als Yogalehrerin, Masseurin und Aushilfe in den Peruanischen Anden

Von Lima aus nahm ich am 22.06.18 den Nachtbus nach Huaraz, wo mich am Morgen Geronimo, der Taxifahrer der Churup Mountain Lodge, abholte.  Nach 40 Minuten über staubige Straßen kamen wir an dem kleinen Berghotel an und ich lernte die französische Managerin Eva, die einheimischen Mitarbeiter und die anderen „Workawayer“ (freiwilligen Helfer) kennen. Die Holz- und Steingebäude nahe der Berge haben gleich mein Herz erobert und ich hab sogar mein eigenes großes Zimmer bekommen. In unserer Küche stand immer frisches Obst und Gemüse zur Verfügung und Mittagessen gab´s für alle von unserer ausgezeichneten Köchin Wilma.

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Die Arbeit aller Helfer bestand aus verschiedenen Schichten, hauptsächlich in Küche und Garten, wobei ich zusätzlich eine Yogastunde täglich und Massagen anbot (Eva war allerdings nicht so streng mit den Zeiten und so überschnitt sich manchmal meine Schicht mit einer Yogastunde). Die Einkünfte aus meinen Zusatztätigkeiten gingen dabei erfreulicherweise direkt an mich.

Wie so üblich variierten die Arbeitsstunden je nach Hotelbesetzung und manchmal hatten wir kaum etwas zu tun und andere Tage waren lang und anstrengend, vor allem für mich mit meinen unterschiedlichen Rollen. Mit den anderen (über die Wochen auch wechselnden) Helfern verstand ich mich super und mit Eva freundete ich mich schnell an.

An meinen zwei freien Tagen pro Woche versuchte ich natürlich so viel wie möglich von dem umgebenden atemberaubenden Nationalpark Huascarán zu erkunden. So unternahm ich Wanderungen zu fast allen naheliegenden Hochgebirgsseen und Schluchten und machte eine Campingtour mit Passüberquerung.

An meinem ersten freien Tag ergab es sich, dass eine Kollegin und ich uns mit ein paar Gästen das Taxi zur berühmten Laguna 69 teilen konnten. Da dies mein erster Ausflug zu einer der vielen Gletscherlagunen war, fand ich sie trotz der Menschenmengen beeindruckend, merkte dann aber schnell, dass es vor unserer Haustüre mindestens genau so schöne Ausflugsziele gab, nur mit deutlich weniger oder gar keinen Besuchern. Alle Lagunen liegen über 4000m Höhe, da wir aber schon auf 3700m wohnten, war die Akklimatisierung auch recht unproblematisch.

 

Die in der Nähe unserer Lodge bekannteste ist wohl Laguna Churup, die zwar auch relativ gut besucht ist, da ich aber recht früh los bin, war ich vor den meisten anderen Besuchern dort. Zu der kleineren, oberen Laguna lief ich auch noch schnell, ohne Touristen auf dem Weg, allerdings mehr zu Trainingszwecken, da die Hauptlagune deutlich schöner ist.

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Laguna Llaca ist ähnlich, allerdings zu Fuß relativ weit von der Lodge entfernt, daher verbrachten Eva und ich mehr Zeit mit Hin- und Rückweg als im eigentlichen Nationalpark. Da dies eine meiner letzten Touren war und ich zu diesem Zeitpunkt schon etliche Lagunen gesehen hatte, war der „Wow-Effekt“ natürlich nicht mehr so groß, wüde die Tour aber trotzdem jederzeit weiterempfehlen.

Eines Tages hatten eine weitere Helferin und ich das Glück von Eva und einigen ihrer Freundinnen auf eine lange Wanderung zu der abgelegeneren und so gut wie menschenleeren Laguna Mullaca mitgenommen zu werden, denn alleine hätte ich dort nicht hingefunden. Es war ein anstrengener, aber lohnenswerter Anstieg.

 

Meine Favoritin ist vermutlich Laguna Shallap, obwohl es langwierige 14km einfach entlang derselben Schlucht sind, aber der grüne (im Vergleich zu den anderen blauen) See inmitten wunderschönem Bergpanorama ist eine längere Zustiegsstrecke wert. Und das Beste: keine Menschenseele! Die einzige Person, die Kollegin Ani und ich sahen, war ein Einheimischer, der wohl das Wohlergehen der allgegenwärtigen Kühe überprüfte.

 

Mit Tom, einem weiteren Workawayer, unternahm ich einen Campingtrip, der uns in die eine Schlucht (Quilcaihuanca) hinein zu einem einsamen Campingspot und einer weiteren Lagune und am nächsten Tag über einen 5100m hohen Pass und aus der anderen Schlucht (Cojup) wieder hinaus führte. Kurz trafen wir ein französisches Paar, die in der Nähe ihr Zelt aufgeschlagen hatten, und ein paar Leute auf dem Pass, aber davon abgesehen, hatten wir die Berge für uns.

 

Gegen Ende meiner Zeit in der Lodge wurde es etwas stressig, da die Wasserkraft-Turbine ausfiel, ein Mitarbeiter einen Unfall hatte und Eva als alleinige Managerin total überlastet war. Zudem hatte ich mir eine Grippe eingefangen, die ich über zwei Wochen auskurieren musste. Hin und wieder mussten wir als freiwillige Helfer Arbeiten übernehmen, die eigentlich nicht unserem Verantwortungsbereich unterlagen, wenn Eva gerade nicht da war oder viel los war. Abgesehen davon war die Lodge aber eindeutig eine meiner besseren Arbeitsstellen der letzten Jahre hinsichtlich Unterkunft, Verpflegung und Kollegen.

Inspiriert von gutem Feedback zu meinen Yogastunden und der perfekt geeigneten Location und Unterkunft, fing ich an ein Yoga-und-Wander-Retreat (Yoga-Urlaub über eine Woche) für das nächste Jahr in der Lodge zu planen und die Organisation desselben wird auch über die Sommersaison in Chile mein Nebenprojekt sein.

Nach knapp zwei Monaten hieß es dann wieder Abschied nehmen, da ich mich Mitte August mit meinem Kumpel Philip in Lima treffen wollte, der mich von München aus besuchen kam.

Zwei Tage in Lima

Bevor ich mich auf den Weg nach Huaráz machte, nahm ich mir zwei Tage Zeit Lima zu erkunden. Nachdem ich einige Schauergeschichten von Überfällen in der Stadt gehört hatte, war ich bei der Anreise etwas nervös und sehr vorsichtig was mein Hab und Gut angeht. Bald stellte sich aber heraus, dass es auch nicht gefährlicher ist als die meisten anderen Großstädte und man sich einfach in den richtigen Stadtteilen aufhalten und vernünftig verhalten muss (also nicht nachts durch dunkle Straßen laufen oder Wertsachen zur Schau stellen etc.).

Ich hatte ein Hostel im gehobenen Stadtteil Miraflores gebucht und hier findet man auch alle hippen Cafés, Bars und gute Restaurants. Lima ist allgemein bekannt für ihr gutes Essen und hat mich auch nicht enttäuscht. Auch vegane und vegetarische Restaurants lassen sich neben schicken Sushiläden und traditionell peruanischer sowie internationaler Küche fnden.

Am ersten Tag besuchte ich zunächst das umfangreiche und informative Larco Museum, welches etwas ab vom Schuss liegt. Ich nahm verschienene öffentliche Busse, wobei ich ein paar Mal nachfragen musste, aber es hat sich eindeutig gelohnt. Danach ging´s ins Zentrum mit seinen Kolonialgebäuden, Kirchen und typischen Restaurants, die günstige Mittagsmenüs anbieten. Auch an touristischen Handwerksmärkten und Pisco-Verkostungen fehlt es nicht (Pisco ist ein Traubenschnaps, der sowohl in Peru als auch in Chile traditionell hergestellt wird und meist in Form von Pisco Sour als Aperitif getrunken wird).

Am Abend ging ich zu einem der Studios von „Lima Yoga“ und war positiv angetan von der Stunde, nachdem ich ja in Chile von dem Niveau der Yogastudios eher enttäuscht worden war. Günstig ist Lima in dieser Hinsicht allerdings nicht.

Am nächsten Morgen lief ich zu der nahegelegenen Präinka-Stätte Huaca Pucllana, wobei eine Tour beim Eintrittspreis inkluiert ist und man somit interessante Informationen zur Stätte und zu vergangenen kulturellen Praktiken, wie zum Beispiel Menschenopfern, erhält. Später erkundete ich weitere Straßen und das excellente Café Puku Puku in Miraflores bevor ich mir vom Kennedy Park aus einen Minibus ins schicke Stadtviertel Barranco nahm. Dort gibt es weitere Cafés und Restaurants, Fußgängerpassagen mit Kunsthandwerksverkäufern und Wandmalereien. Zum Mittagessen gab´s das peruanische Fischgericht Ceviche im sehr zu empfehlenden Restaurant Canta Rana und am Nachmittag lief ich entlang der Küste und damit leider auch entlang einer Hauptstraße zurück nach Miraflores.

Und schon war auch die Zeit der Abreise gekommen und ich nahm ein Taxi zur Bushaltestelle, wo ich mich in einen Nachtbus nach Huaráz setzte.

Wartezeit in Chile

Nachdem ich mit meinem Working Holiday Visum innerhalb von 90 Tagen nach Visumsausstellung in Chile einreisen musste, hatte ich also Ende Mai einen Flug von Costa Rica nach Santiago gebucht. Da ich kein besonders großer Fan von Santiago bin, blieb ich nur ein paar Nächte in einem zentralen Hostel, um Papierkram und Ämtergänge zu erledigen. Ich musste mich bei der Polizei registrieren (wo ich mit massenweise anderen Einwanderern und internationalen Besuchern fünf Stunden anstand) und einen Ausweis beim Einwohnermeldeamt beantragen. Ich besuchte außerdem das Museo de la Memoria y los Derechos Humanos (Museum der Erinnerung und Menschenrechte), das Beginn und Verlauf der Folterherrschaft von Pinochet thematisiert und das bei meinen letzten Santiago-Besuchen gar nicht auf dem Plan gestanden hatte.

Und dann versuchte ich natürlich auch mich mit allen möglichen Freunden und Bekannten, die ich in Santiago hatte, zu treffen. Aus Zufall traf ich schon Luciana mit ihrem Baby und einer Freundin auf dem Weg vom Flughafen zu meinem Hostel an der U-Bahn-Haltestalle. Wir hatten vor vier Jahren zusammen im Cajón del Maipo gearbeitet und ich kam ein paar mal bei ihr in der Wohnung vorbei, die ganz in der Nähe meines Hostels war. Auch mit meinem Couchsurfing-Freund Jose und mit Paolo, den ich vor drei Jahren in Laos kennen gelernt hatte, verabredete ich mich, bei einem weiteren Couchsurfing-Freund blieb ich für zwei Tage etwas außerhalb vom Zentrum über Nacht. Wie immer war es wieder interessant Leute nach so langer Zeit wiederzusehen.

Dann ging’s auch schon nach Valparaíso, die Stadt, die es mir deutlich mehr angetan hat als Santiago. Ich fand einen entspannten Couchsurfing-Gastgeber, bei dem ich für gut zwei Wochen wohnen konnte, wobei ich im Gegenzug kochte und mich ab und an um die Katze kümmerte, wenn Mauricio gerade nicht da war. Da er schwul ist, musste ich auch keine Bedenken haben bezüglich irgendwelcher Hintergrundgedanken oder Intentionen seinerseits (was manchmal durchaus anstrengend werden kann als alleinreisende Frau) und wir freundeten uns schnell an.

Ich schrieb in dieser „Leerlauf-Zeit“ einige Bewerbungen für Jobs in der chilenischen Sommersaison, arbeitete an meinen Yogavideos und erkundete Ecken in Valparaíso, die ich von meinen letzten Besuchen noch nicht kannte (oder wiederholte ein paar Orte). So sah ich mir den Hafen von einem Aussichtspunkt auf einem der vielen Hügel an, entdeckte neue Straßenkunst und besuchte das noch nicht allzu lange geöffnete Museo de Historia Natural, welches sehr zu empfehlen ist. Schon zum vierten Mal in der Stadt und diesmal für länger, wurde ich auch diesmal nicht enttäuscht, Valparaíso ist und bleibt farbenfroh und eine Stadt mit Charme.

Auch in den Nachbarort Viña del Mar fuhr ich einige Male, wo ich ein Yogastudio fand, das mich gegen ein wenig Hilfe im Studio (im Prinzip nur Kehren und Lüften nach der Yogastunde) kostenlos an den Stunden teilnehmen ließ, da ich gerne mein Spanischvokabular auf das Unterrichten von Yoga ausbauen wollte. Leider war die Qualität der Stunden von den verschiedenen Lehrerinnen nicht dem internationalen Standard angepasst und die Wortwahl der Anweisungen daher nur bedingt hilfreich für das, was ich gerne unterrichten würde.
Ab und zu ging ich zum Strand und erkundete auch in Viña neue Orte wie Parks, Cafés und das kleine Museum Fonck.

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Aus dem tropischen Mittelamerika kommend hatte ich ganz schön mit der chilenischen Winterkälte und den schlecht isolierten Gebäuden zu kämpfen. Zum Glück entschloss sich Mauricio gegen Ende meines Aufenthaltes dann doch noch Gas für seinen kleinen Ofen zu bestellen und so war die Wohnung immerhin für meine letzten Tage schön warm.

Trotz der eingeplanten knapp drei Wochen Wartezeit war die Ausstellung meines chilenischen Ausweises leider nicht vor meinem Abflug nach Peru fertig geworden (bzw. kam die Benachrichtigung gerade an als ich schon am Gate stand), zum Glück kann der Ausweis aber auch noch bis zu drei Monate später abgeholt werden.
Und so machte ich mich auf den Weg nach Lima und danach weiter nach Huaráz, um einen kurzzeitigen Job anzutreten, den ich wieder auf Workaway gefunden hatte.