Eine Saison am Ende der Welt

Mit meinem Ende Mai 2018 aktivierten Working Holiday Visum für Chile und nach meinem Peru-Aufenthalt flog ich Anfang September nach Patagonien für meinen neuen Job als Tourguide im luxuriösen Hotel Tierra Patagonia, am Rande des berühmten Nationalparks „Torres del Paine“. Das Hotel sorgte auch für das dem Saisonstart vorausgehende Training. Mein Kollege Daniel holte mich in Puerto Natales vom Bus ab und wir kamen für ein paar Tage bei weiteren Kollegen unter, die ein Haus in dem kleinen Ort mieteten. Zunächst hatten wir den achttägigen Erste-Hilfe-Kurs „Wilderness First Responder“, während dem ich auch drei weitere Kollegen kennenlernte, unter anderem meine zukünftige Zimmergenossin Stephy, die zwar Chilenin ist, aber Deutsch studiert hat und damit die zweite Deutschsprachige unter den Guides ist.

Danach ging´s in unser neues Zuhause, auf die Estancia „Entre Lagos“, eine vom Hotel 6km entfernte Ranch, auf der die Angestelltenunterkünfte installiert worden waren. In vier containerartigen Gebäuden mit je einem kleinen Wohnzimmer, Bädern, zwölf kleinen Zimmern und zwei Personen pro Zimmer war es recht kuschelig, die Gemeinschaftsräume mit Kantine, Billardtisch, Tischtennistisch und Fernsehecke gaben allerdings mehr Entfaltungsmöglichkeiten. Besonders für die Guides interessant ist die Kletter- bzw. Boulderwand, die  draußen aufgestellt ist. Zu Beginn der Saison schaffte ich es jedoch noch deutlich häufiger zum Klettern, später hatte ich weniger Zeit und motivierte mich weniger.

Als schließlich der Rest der Bande (und dieses Wort ist für die meisten meiner Kollegen sehr zutreffend) angekommen war, fing die „Schule“ an, die über 11 Tage ging und Spezialisten aus verschiedenen Bereichen wie Geologie, Ornitologie, Flora, Geschichte etc. zu Gast hat. Ein Teil des Unterrichts findet drinnen als Theorie statt, der andere draußen auf Excursionen. Während dieser Zeit lernte ich extrem viel neues, was sehr interessant, aber auch anstrengend war, zumal der ganze Unterricht natürlich auf Spanisch stattfand. Auch lernte ich meine neuen Kollegen näher kennen und das Team aus alten und neuen Guides bildete sich schon etwas für die beginnende Saison.

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Die Crew

Am 1.10.18 öffnete dann das Hotel und die Arbeit begann. Die ersten Wochen folgte ich anderen, erfahreneren Guides auf die Ausflüge, um die verschiedenen Exkursionen, Wanderwege und Führungs- und Erklärungsstile unterschiedlicher Guides kennenzulernen. Neben Wanderungen gibt es auch Sightseeing-Touren im Van, die Bootsfahrt zum Grey-Gletscher, Ausritte von verschiedenen Estancias und Mountainbike-Touren (letztere hab ich allerdings nicht geführt). Ein Großteil der Gäste des Hotels sind Nordamerikaner, also musste ich mir die ganzen Informationen über den Nationalpark auch auf Englisch aneignen. Als ich dann auch vermehrt mit deutschsprachigen Gästen unterwegs war, natürlich auch auf Deutsch, fiel mir das zunächs unerwartet schwer. Mit der Zeit wurde das Hin- und Herwechseln zwischen den Sprachen allerdings immer einfacher.

Nachdem ich ja vorher schon als Guide gearbeitet hatte, hatte ich keine Scheu die Touren recht schnell schon alleine zu führen, obwohl es natürlich neu für mich war, den Teilnehmern dabei so viel Information zu liefern. Sorgen machte ich mir eher um die Logistik, nämlich wann ich was genau in der Küche bestellen muss und auf welche Exkursion ich was mitnehmen muss (z.B. bestellt sich für eine Ganztageswanderung jeder ein Sandwich, aber als Guide bringe ich auch noch Suppe, Ketchup und andere Saucen für die Brotzeit, hausgemachte Müsliriegel, Studentenfutter, Schokoriegel, Obst und für danach ein Gebäck- oder Brotzeitbrett, Tee, Kaffee, Tassen, Tischdecke für den Tisch, den der Fahrer aufstellt etc. etc. etc.). Nach kurzer Zeit stellte ich allerdings fest, dass das Ganze gar nicht so schlimm ist, da man gewisse Sachen einfach immer in seiner Kühlbox lässt, gelegentlich Teebeutel, Zucker, Servietten etc. auffüllt und das restliche Essen schon routinemäßig in der Küche bestellt.

Meine andere Sorge war die Prüfung bei CONAF, der Nationalpark-Verwaltung, die mich als Guide zertifiert. Die schriftliche online Prüfung ist bekannt dafür, dass die Fragen schlecht gestellt sind und es oft technische Probleme gibt. Noch dazu sind die Fragen oft übertrieben ins Detail gestellt und verlangen die wissenschaftlichen Namen von Pflanzen und Tieren. Nachdem ich zweimal sogar mit Hilfe meiner Kollegen durchgefallen war und eine Wiederholung beantragt worden war, (die eigentlich nicht möglich ist, aber da die Verantwortlichen über die Problematik Bescheid wissen und wir Fehler in der Prüfung nachweisen konnten, wurden einigen Guides mehrere Wiederholungsmöglichkeiten eingeräumt) bestand ich also den Test. Die auch nur mit Ausnahme schon vor der schriftlichen abgelegte, mündliche Prüfung, vor der ich eigentlich nervöser war, da mir hier kein Kollege oder Google mal schnell die Antwort geben kann, lief erstaunlich gut. Und so hatte ich jetzt auch offiziell den für zwei Jahre gültigen Guide-Ausweis, mit dem ich auch kostenlos in den Nationalpark Eintritt habe (vor Ausstellung hatte das Hotel meinen Eintritt für die Touren bezahlt).

Die meisten Gäste auf den Touren waren nett und einfach zu handhaben, es gab aber natürlich immer mal wieder schwarze Schafe. Bei einem Hotelaufenthalt für mindestens $US 1000,- pro Nacht ist das Klientel natürlich ökonomisch nicht schlecht aufgestellt und gelegentlich ziemlich anspruchsvoll oder charakterlich etwas speziell. Auch ist nicht jeder ein Outdoor-Mensch oder an physische Aktivität gewohnt, viele überschätzen sich aber in dieser Hinsicht und finden sich dann auf Exkursionen wieder, die sie schnell außer Atem bringen oder angsteinflößende Erfahrungen mit sich bringen (z.B. steile Abstiege). Normalerweise sind unsere Chefs Kineret und Basilio recht gut darin die Gäste bei Ankunft zu beraten und jeden nach Interessen und Fähigkeiten für angemessene Ausflüge einzuteilen. Meistens, aber nicht immer und einige Leute sind etwas stur oder eben selbstüberschätzt, wenn es darum geht Aktivitäten auszuwählen. Und so brauchte ich mit einer etwas schwierigen Klientin schon einmal knapp elf Stunden für die bekannte Wanderung zu „Base Torres“, zum Fuß der Türme des Torres del Paine, die normalerweise in sieben bis acht Stunden zu bewältigen ist.

Über die Hauptsaison von November bis März waren wir alle ausgelastet, hatten lange Arbeitstage und ich „verkaufte“ auch viele meiner freien Tage. Es wird hier in einem Schichtsystem von elf Arbeitstagen und vier freien Tagen gearbeitet, doch wer extra Tage arbeitet, wird dafür auch gut entlohnt und sofern ich keine Ausflüge geplant hatte, waren mir vier ganze Tage in Puerto Natales auch zu viel, da es im Ort selbst nicht viel zu tun gibt. Mit ca. 2000km Wanderdistanz pro Saison und teils extremen Wetterbedingungen (insbesondere starker Wind, locker bis zu 100km/h) war es teils schon harte Arbeit, auch wenn es im Großen und Ganzen Spaß gemacht hat. Und so flog die Saison nur so dahin bis wir gegen Ende dann auch viele freie halbe oder ganze Tage hatte, da das Hotel nur noch sehr spärlich besetzt war. Was mir vermutlich am besten an dem Job gefallen hat, ist die Abwechslung zwischen vielen verschiedenen Halb- und Ganztagestouren, die jeden Tag wechselten, wohingegen es sich bei meinen vorherigen Tourguide-Jobs oft mehrmals pro Tag um dieselbe Tour gehandelt hatte.

Und wer hätte gedacht, dass ich hier auch die Liebe wiederfinde?! Nachdem ich mich anfangs für niemanden meiner Kollegen oder auch Mitarbeitern aus anderen Hotelbereichen begeistern konnte (obwohl es natürlich an einem abgelegenen Ort mit einer Überzahl an Männern für mich als interessante Deutsche nicht an Angeboten mangelte), tauchte dann Mitte Oktober auf einmal ein gutaussehender Kellner auf, der zufälliger Weise auch noch dieselben freien Tage hatte wie ich. Es stellte sich heraus, dass ich mit dem Physiotherapeuten aus Santiago so einiges gemeinsam habe und es bald kräftig funkte. An unseren freien Tagen unternahmen wir fiel gemeinsam und machten auch zwei Mehrtageswanderungen im Nationalpark. Über die nächsten Monate konnte ich keine Mängel an meiner neuen Errungenschaft feststellen und die Beziehung vertiefte sich bis zu dem Punkt, an dem wir uns entschlossen nach Beendigung der Saison zusammen weiterzureisen. Nach sechseinhalb Jahren Single-Leben bin ich also letztendlich wieder in einer festen Partnerschaft gelandet und es bleibt spannend wie unsere gemeinsame Reise weitergeht!

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Weitere Fotos von Exkursionen:

 

 

Ausflüge an freien Tagen:

 

 

 

 

 

 

Unterwegs in Peru und zurück nach Chile

Nach langer Zeit habe ich es endlich geschafft ein wenig mit meinen Blogeinträgen aufzuholen. Aber besser spät als nie 😉

Am 17.08.18 holte ich meinen gerade aus Deutschland angereisten Freund Philip vom Bus ab und zeigte ihm an diesem und dem folgenden Tag die Teile von Lima, die ich bei meinem ersten Besuch als sehenswert empfunden hatte. Aus Zeitgründen beschränkten wir uns allerdings auf das Zentrum, Miraflores und Barranco, was allerdings nicht fehlen durfte waren viele Restaurant-, Café- und Bar-Besuche, um alles von Ceviche über vegane Restaurants bis zu Pisco Sour und Craft Beer probieren zu können. Der Ess- und Trinkmarathon hielt natürlich über die ganze knapp drei-wöchige Reise an.

Nächstes Ziel waren dann die berühmten Nazca-Linien. Wir kamen recht spät abends in dem etwas zwielichtigen Wüstenort Nazca an, wo uns jemand von unserer Unterkunft abholen hätte sollen, der uns aber irgendwie verpasste. So liefen wir also durch die dunklen, staubigen Straßen bis zu unserem Hostel etwas außerhalb des Zentrums, was zu Philip´s Kulturschock beitrug – genauso wie der chaotische Verkehr, der ständige Hupenlärm, aggressive Straßenhunde und der Markt, an dem wir am nächsten Tag Schweinsköpfe und ähnliches draußen in der Hitze herumliegen sahen.

Der Flug in einer Cessna über die Linien kostet US$90 und ist die einzig sinnvolle Weise die Linien zu erkunden. Obwohl es schon beeindruckend war die mysteriösen Linien einer Vor-Inka-Kultur nicht nur auf Fotos zu sehen, würde ich es nicht noch einmal machen, allzu spektakulär war es dann doch nicht und zudem hatte ich während des Fluges natürich wieder etwas mit Reiseübelkeit zu kämpfen. Doch hätten wir es ausgelassen, hätten wir sicher das Gefühl gehabt etwas verpasst zu haben. Das wäre also zumindest abgehakt.

 

Da wir aber diesen Zwischenstop gemacht hatten, waren wir viele Stunden im Bus unterwegs statt direk von Lima nach Cusco zu fliegen – und die Nachtfahrt mit einer beliebigen Busgesellschaft und über kurvige Straßen war alles andere als angenehm.

So überlegten wir nicht lange, ob wir ein Taxi zu unserem außerhalb des Zentums und auf einem Hügel gelegenen Hostels nehmen sollten, als wir hundemüde am Morgen in Cusco ankamen. Diesen und den nächsten Tag verbrachten wir damit die alte Inka-Hauptstadt zu erkunden, unseren Trek inklusive Ausrüstung zu organisieren und die Inkaruinen Sacsayhuaman und Qénqo zu besuchen.

 

Nun ging es los auf unseren fünf-tägigen Wandertrek, der am Salkantay (6264 m) vorbei und über den zugehörigen Pass führt. Wir nahmen einen Bus nach Mollepata, wo wir frühstückten und einen weiteren Wanderer trafen, mit dem wir uns ein Taxi nach Soraypampa teilten und uns somit einige Kilometer Fußweg entlang der Straße sparten.

Dort ließen wir unsere Rucksäcke in einem kleinen Geschäft und liefen zur Humantay Lagune, die mich bei dem mittelmäßigem Wetter und im Vergleich zu den Lagunen, die ich schon in der Cordillera Blanca gesehen hatte, nicht umgehauen hat, aber trotzdem war es ein netter Abstecher und verlängerte den sonst kurzen Wandertag etwas. An dem offiziellen Campingplatz liefen wir vorbei und stellten unser Zelt etwas weiter oben, kurz vor dem Aufstieg zum Pass auf. Am Morgen wurden wir dann zwar von einem der vermeintlichen Campingplatz-Besitzer darauf aufmerksam gemacht, dass wir hier eigentlich nicht campen dürften und für den Campingplatz zahlen müssten, er kehrte allerdings nicht zurück und so setzten wir uns dann auch relativ spät wieder in Bewegung, nachdem die riesigen Gruppen der organisierten Wanderungen schon an uns vorbei gelaufen waren. So umgingen wir den größten Ansturm und kamen gut am höchsten Punkt unseres Treks, dem Pass Abra Salkantay, auf 4623m an. Da ich doch noch recht gut aklimatisiert war, fiel mir der Aufstieg etwas leichter als Philip und den Österreichern Benny und Kathrin, einem Paar, das wir auf dem Weg getroffen hatten. Dann ging es auch schon wieder nach unten und in tropischere Gebiete, gesamte Gehzeit des zweiten Tages lag bei ca. fünf Stunden. Wir campten mit den Österreichern dann diesmal auch auf einem offiziellen Campingplatz.

 

Tag drei sah eigentlich auf der Karte gar nicht so schlimm aus, es ging aber ständig rauf und runter und ich war recht müde, so war es für mich der härteste der fünf Tage. In Playa übernachteten wir kostenlos, wobei im Gegenzug nur ein Konsum im Kiosk nötig war. Und bei der Hitze war ein kaltes Bier und ein Snickers genau das Richtige. 🙂

Am nächsten Tag gab es zwei Optionen: Entweder über den Ort Santa Teresa, was etwas einfacher sein soll, aber auf Straßen entlangführt, oder über den Aussichtspunkt Llactapata, wo nochmal ein steiler An- und Abstieg wartete. Wir entschieden uns für letztere und wurden auch nicht enttäuscht, denn von dem Aussichtspunkt bekommt man eine tolle Sicht über den Regenwald und sogar auf Machu Picchu von Weitem. Dann ging es runter zum Fluss und zur Straße, vorbei an dem Wasserkraftwerk (Hidroelectrica) und letztendlich noch ein endlos scheinendes Stück entlang den Eisenbahnschienen. Es hatte mittlerweile angefangen zu regnen und die sieben bis acht Gehstunden zogen sich gegen Ende ganz schön hin. Als wir im Dunkeln dann in Aguas Calientes ankamen, hatten wir Benny und Kathrin wiedergefunden, suchten uns mit ihnen gemeinsam und ein paar Spaniern eine Pension und gingen zusammen Essen. Dann auch schnell ab ins Bett, denn wir waren müde und am nächsten Tag ging es schon wieder früh los.

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LLactapata Aussichtspunkt

Um 4:30 klingelte der Wecker und wir machten uns auf den Weg zum Aufstieg zu den berühmten Machu Picchu-Ruinen. Das war nochmal ein steiler Anstieg und unangenehmerweise wird man den ganzen Weg von Busabgasen der sich parallel zum Wanderweg hinaufschlängelnden Straße begleitet, da viele Leute sich motorisiert nach oben bringen lassen. Oben angekommen war die alte Inkastätte im Morgenlicht ziemlich beeindruckend. Wir bereuten es letztenlich allerdings etwas, dass wir uns keinen Guide geleistet hatten für mehr Hintergrundinformationen.

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Nach dem Mittagessen in Aguas Calientes liefen wir wieder zurück zur Hidroelectrica, wo wir Glück hatten und einen Minibus nach Cusco erwischten, der auch direkt abfuhr. Allerdings kamen wir erst gegen 21:30 in unserem Hostel an.

Der darauffolgende Tag diente zum Ausruhen, Waschen, Zurückbringen von Mietausrüstung etc. etc. Am Abend nahmen wir auch schon den Nachtbus weiter nach Arequipa.

Dort checkten wir in „Peter´s Hostel“ im Zentrum ein und machten uns auf den Weg durch die schöne Stadt zu einem Kloster, das größtenteils als Museum fungiert, aber auch heute noch Nonnen beherbergt. Am Nachmittag gingen wir auf den Markt, der typischerweise in einer großen Halle situiert ist, und bereiteten schon den nächsten Trek vor. Zum Abendessen trafen wir uns mit Pilar, einer netten Peruanerin, die mit ihrer Familie Gast in der Churup Mountain Lodge und auch in meinen Yogastunden gewesen war.

 

Um 3:00 nachts mussten wir dann schon wieder auf der Matte stehen, da wir von dem Touribus abgeholt wurden, der in den Colca Canyon fährt und auch bei dem obligatorischen Aussichtspunkt San Miguel hält, wo wir einige, hauptsächlich junge Kondore beobachten konnten. Schließlich stiegen wir am Ausgangspunkt des Treks, der hinunter in den Canyon führt, aus und begannen unsere Wanderung. Die Hitze und staubige, trockene Landschaft sagte uns allerdings nicht so zu und so beschlossen wir aus den geplanten drei Tagen nur zwei zu machen. Was wir dabei ausließen war ein steiler Anstieg zu einem weiteren von einigen auf dem Trek liegenden Dörfern mit vermutlich der gleichen Aussicht in den Canyon. Wir machten eine lange Mittagspause in einer der Dorflodges, um die größte Hitze des Tages zu vermeiden und liefen über ein paar Dörfer direkt zur eigentlich für die zweite Nacht geplanten Oasis Paraiso Lodge, die wirklich wie eine paradiesische Oase im Canyon liegt und trotz Ausstattung mit Swimmingpool und Bar günstige Preise bot (die Zimmer und Duschen waren allerdings wie gewohnt sehr einfach).

 

So blieb uns am nächsten Morgen noch der Aufstieg aus dem Canyon heraus und der lange Rückweg nach Arequipa mit öffentlichen Bussen. Um die Fahrt etwas aufzuteilen hielten wir in Chivay, wo wir uns für eine Weile in einem Café niederließen und uns überlegten, ob es einen Abstecher zu den heißen Quellen in der Nähe des Ortes wert wäre. In der Mittagshitze entschieden wir uns allerdings gegen einen Aufenthalt in einem heißen, möglicherweise dreckigen Wasserbecken und nahmen den nächsten Bus zurück nach Arequipa.

Am nächsten Tag verließen wir Peru auch schon, wozu wir erst eine 6-stündige Busfahrt nach Tacna antraten, dann eine weitere kurze Fahrt mit Grenzübergang nach Arica in Chile. Dort mieteten wir uns für einige Nächte in einer Pension nahe des Busbahnhofs, aber außerhalb des Zentrums ein.

Wir hatten vor den hoch gelegenen Lauca Nationalpark nahe der Grenze zu Bolivien anzusehen, welcher aber ohne touristische Tour oder teures Mietauto schwierig zu erreichen ist. So machten wir uns am folgenden Tag auf den Weg in die Stadt, buchten eine Tour für den nächsten Tag und verbrachten einige Stunden in der Stadt, was auch schon genug ist, um diese zu erkunden. Die dümmste Idee der ganzen Reise war es einen Meeresfrüchte-Eintopf auf einem Markt zu bestellen, wobei ich Philip erzählt hatte, das dies etwas Typisches und Einheimisches sei, das man probieren müsste, doch leider stellte sich heraus, dass der Eintopf voll mit Muscheln war – eine der wenigen Sachen, die er so absolut gar nicht mag. Selbst ich konnte die mittelmäßige Mischung mit übermäßig vielen Muscheln nicht aufessen. Das Abendessen bereiteten wir dann lieber selber zu.

Am Morgen wurden wir für unsere Tour abgeholt, bei der es mit Guide zu einem See über 4200m und dem traditionellen Dorf Putre ging. Ein paar der einheimischen Tiere wie Viscachas und Vicuñas bekamen wir auch zu sehen. Letztendlich hatten mir allerdings damals die Ausflüge um San Pedro de Atacama besser gefallen, wenn ich denn zwischen diesen beiden Regionen Nordchiles entscheiden müsste.

 

Letzter Stopp für Philip war dann Santiago, wobei wir einen Flug von Arica in die Hauptstadt gebucht hatten, um uns Zeit und endlose Fahrten in Bussen zu sparen. Dies war schon mein sechster Aufenthalt in Santiago und endlich hat es die Stadt geschafft einen positiveren Eindruck auf mich zu hinterlassen. Wir hatten das tolle, zentrale Hostal Forestal gefunden und erkundeten von dort aus sowohl Orte, die ich schon kannte, als auch für mich neue Attraktionen und Stadtgebiete. Von ersteren zeigte ich Philip das Geschäfts-Zentrum, Cerro Santa Lucía und Cerro San Cristóbal (wobei ich die Seilbahn dorthin vorher auch noch nicht benutzt hatte), dahingegen war der Besuch auf dem Nordfriedhof und im Centro Gabriela Mistral auch für mich neu. Wir verbrachten auch zwei lustige Abende mit chilenischen Freunden von mir, zum einen mit Mauricio, bei dem ich ein paar Monate vorher über zwei Wochen über Couchsurfing untergekommen war und mit Jose, einer ja schon länger bestehenden Couchsurfing-Freundschaft, der auch ein mit ihm befreundetes Pärchen mitbrachte, das ich Silvester 2013 in Valparaiso kennengelernt hatte.

 Philip machte sich am nächsten Morgen dann auf den Heimweg nach Deutschland, während ich noch meinen chilenischen Ausweis abholte und Sachen für meinen Saisonstart in Patagonien erledigte. Am 6.9.18 flog ich dann nach Punta Arenas und nahm den Bus nach Puerto Natales, wo mein Training für meinen neuen Job als Tourguide begann.

 

Wartezeit in Chile

Nachdem ich mit meinem Working Holiday Visum innerhalb von 90 Tagen nach Visumsausstellung in Chile einreisen musste, hatte ich also Ende Mai einen Flug von Costa Rica nach Santiago gebucht. Da ich kein besonders großer Fan von Santiago bin, blieb ich nur ein paar Nächte in einem zentralen Hostel, um Papierkram und Ämtergänge zu erledigen. Ich musste mich bei der Polizei registrieren (wo ich mit massenweise anderen Einwanderern und internationalen Besuchern fünf Stunden anstand) und einen Ausweis beim Einwohnermeldeamt beantragen. Ich besuchte außerdem das Museo de la Memoria y los Derechos Humanos (Museum der Erinnerung und Menschenrechte), das Beginn und Verlauf der Folterherrschaft von Pinochet thematisiert und das bei meinen letzten Santiago-Besuchen gar nicht auf dem Plan gestanden hatte.

Und dann versuchte ich natürlich auch mich mit allen möglichen Freunden und Bekannten, die ich in Santiago hatte, zu treffen. Aus Zufall traf ich schon Luciana mit ihrem Baby und einer Freundin auf dem Weg vom Flughafen zu meinem Hostel an der U-Bahn-Haltestalle. Wir hatten vor vier Jahren zusammen im Cajón del Maipo gearbeitet und ich kam ein paar mal bei ihr in der Wohnung vorbei, die ganz in der Nähe meines Hostels war. Auch mit meinem Couchsurfing-Freund Jose und mit Paolo, den ich vor drei Jahren in Laos kennen gelernt hatte, verabredete ich mich, bei einem weiteren Couchsurfing-Freund blieb ich für zwei Tage etwas außerhalb vom Zentrum über Nacht. Wie immer war es wieder interessant Leute nach so langer Zeit wiederzusehen.

Dann ging’s auch schon nach Valparaíso, die Stadt, die es mir deutlich mehr angetan hat als Santiago. Ich fand einen entspannten Couchsurfing-Gastgeber, bei dem ich für gut zwei Wochen wohnen konnte, wobei ich im Gegenzug kochte und mich ab und an um die Katze kümmerte, wenn Mauricio gerade nicht da war. Da er schwul ist, musste ich auch keine Bedenken haben bezüglich irgendwelcher Hintergrundgedanken oder Intentionen seinerseits (was manchmal durchaus anstrengend werden kann als alleinreisende Frau) und wir freundeten uns schnell an.

Ich schrieb in dieser „Leerlauf-Zeit“ einige Bewerbungen für Jobs in der chilenischen Sommersaison, arbeitete an meinen Yogavideos und erkundete Ecken in Valparaíso, die ich von meinen letzten Besuchen noch nicht kannte (oder wiederholte ein paar Orte). So sah ich mir den Hafen von einem Aussichtspunkt auf einem der vielen Hügel an, entdeckte neue Straßenkunst und besuchte das noch nicht allzu lange geöffnete Museo de Historia Natural, welches sehr zu empfehlen ist. Schon zum vierten Mal in der Stadt und diesmal für länger, wurde ich auch diesmal nicht enttäuscht, Valparaíso ist und bleibt farbenfroh und eine Stadt mit Charme.

Auch in den Nachbarort Viña del Mar fuhr ich einige Male, wo ich ein Yogastudio fand, das mich gegen ein wenig Hilfe im Studio (im Prinzip nur Kehren und Lüften nach der Yogastunde) kostenlos an den Stunden teilnehmen ließ, da ich gerne mein Spanischvokabular auf das Unterrichten von Yoga ausbauen wollte. Leider war die Qualität der Stunden von den verschiedenen Lehrerinnen nicht dem internationalen Standard angepasst und die Wortwahl der Anweisungen daher nur bedingt hilfreich für das, was ich gerne unterrichten würde.
Ab und zu ging ich zum Strand und erkundete auch in Viña neue Orte wie Parks, Cafés und das kleine Museum Fonck.

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Aus dem tropischen Mittelamerika kommend hatte ich ganz schön mit der chilenischen Winterkälte und den schlecht isolierten Gebäuden zu kämpfen. Zum Glück entschloss sich Mauricio gegen Ende meines Aufenthaltes dann doch noch Gas für seinen kleinen Ofen zu bestellen und so war die Wohnung immerhin für meine letzten Tage schön warm.

Trotz der eingeplanten knapp drei Wochen Wartezeit war die Ausstellung meines chilenischen Ausweises leider nicht vor meinem Abflug nach Peru fertig geworden (bzw. kam die Benachrichtigung gerade an als ich schon am Gate stand), zum Glück kann der Ausweis aber auch noch bis zu drei Monate später abgeholt werden.
Und so machte ich mich auf den Weg nach Lima und danach weiter nach Huaráz, um einen kurzzeitigen Job anzutreten, den ich wieder auf Workaway gefunden hatte.