Drei Wochen in Myanmar

Nachdem ich jetzt während der Ausgangssperre auch hier in Neuseeland genügend Zeit habe, hier nun mit über einem halben Jahr Verspätung endlich mein Beitrag zu unserer Myanmarreise letzten August/September

Am 26.08.19 kamen Cristóbal und ich in Bangkok an, denn der Flug von Deutschland nach Thailand war günstiger als direkt in unser eigentliches Zielland Myanmar zu fliegen. In Bangkok verbrachten wir zwei Tage lang in der Nähe der touristischen Partyzone Khao San Road, unser Hostel war allerdings genügend weit vom Hauptlärm entfernt.
Wir kauften bei einer der Reiseagenturen Tickets zum Grenzort Mae Sot und wurden dann am dritten Tag schon früh um 6 Uhr von unserem Hostel abgeholt, um dann über zwei Stunden vor Abfahrt unseres Busses am Busbahnhof abgesetzt zu werden. Das einzig verfügbare vegetarische Frühstück, das außerdem nicht von einem Fastfood-Restaurant stammte, war eine herzhafte Nudelsuppe, die dann auch eine Weile vorhielt. Der Bus nach Mae Sot fuhr dann schließlich um 9 Uhr ab und nach ca. siebeneinhalb Stunden Fahrt kamen wir am gewünschten Busbahnhof an. Wir hatten eine günstige Pension gefunden, die von der Haltestelle zu Fuß erreichbar ist und auch nicht so weit von der Grenze entfernt liegt. Das Zentrum des Ortes war zwar noch relativ weit entfernt, allerdings gab es auch ein vegetarisches Restaurant in Gehweite.
Am nächsten Morgen, nach einem Frühstück in einem modernen Café nahmen wir ein etwas größeres Tuk Tuk, das wie ein öffentlicher Bus seine Route abfuhr, zur Grenze, wo wir über die Freundschaftsbrücke zu Fuß von Thailand nach Myanmar liefen. Ausreisestempel, Papiere ausfüllen, das vorher beantragte Online-Visum vorzeigen, Einreisestempel, fertig. Wir suchten bis wir eine offizielle Wechselstube zum Geld wechseln fanden, um uns nicht die nächstbeste Rate von irgendwelchen geschäftstüchtigen Straßenhändlern andrehen zu lassen. Dann brauchten wir ein Transportmittel, um nach Hpa-an zu kommen, doch die einzige Option sind Share-Taxis, scheinbare Privatautos mit ihren Fahrern, die von einem Mann „vermittelt“ werden, der über die Grenze kommende Leute abfängt. Nachdem die Preise einheitlich zu sein schienen, stiegen wir bald in eines der Autos ein, der Fahrer wartete aber noch auf weitere Mitfahrer. Schließlich bekam er einen Anruf und wir fuhren los, um eine weitere Person abzuholen, mit ein paar Stopps auf dem Weg. Als wir jedoch dachten, dass wir nach einiger Herumkurverei im Ort endlich losfahren können, stellten wir aber bald fest, dass, nach einem weiteren Stopp, bei dem einige Güter in den Kofferraum geladen und nach einer Diskussion dann wieder ausgeladen wurden, wir nur wieder zum Ausgangspunkt zurückgebracht wurden. Wir hielten nahe des Grenzüberganges, der Fahrer stieg aus und fing ein Gespräch auf der Straße an. Da hatten wir genug vom Warten, nahmen unsere Rucksäcke und suchten uns einen anderen Fahrer. Natürlich mussten wieder warten und dann an verschiedenen Stellen anhalten, bis schon über eine Stunde verplempert war. Schließlich wurden wir nochmal in ein anderes Auto verfrachtet und dann ging es endlich los, mit nur einer weiteren Mitfahrerin (oder Verwandten/Bekannten des Fahrers). Auf dem Weg durch die grüne Landschaft wurden uns kleine, in Blätter gewickelte Päckchen angeboten, die mich an die Betelnusspäckchen, die in Nepal und Indien gekaut werden, erinnerten. Das war es im Prinzip auch, doch hier wurde anscheinend noch Zahnpasta mit hineingepackt. Schnell spuckten wir den scheußlichen Bissen wieder aus, zum Amüsement der beiden Einheimischen. Trotz des „Umweges“ über die Landstraße, da die Hauptstraße wohl zu dieser Zeit nicht offen ist, kamen wir aber schon nach vier Stunden Fahrtzeit in Hpa-an an und checkten ins Hotel ein. Hostels oder einfache Pensionen sind in Myanmar eher unüblich, Hotels zwar nicht unbedingt dem westlichen Standard entsprechend, aber günstig (ab 20-30 €/Nacht). Normalerweise ist auch ein qualitativ oft recht unterschiedliches Frühstück inklusive, das durchgehende Problem ist die Feuchtigkeit, vor allem zur derzeitigen Regenzeit, die meisten Zimmer riechen nach Schimmel.

Am nächsten Morgen holten wir Geld ab und erkundigten uns über Touren in der Umgebung, da Hpa-an selbst nicht viel zu bieten hat. Letztendlich mieteten wir einen Roller und machten uns auf eigene Faust auf den Weg zur Sadan-Höhle, 30km südöstlich von Hpa-an.
Am Eingang der Höhle finden sich einige Buddha-Statuen und Verzierungen und begleitet von bunten Lichtern kann man zu einigen Kammern der Höhle mit weiteren Statuen sowie Fledermausdreck und -gestank hervordringen. Es war allerdings nicht wirklich mein Tag, am Eingang der Höhle rutschte ich auf der schmierig-nassen Oberfläche einer Steintreppe aus, fiel und schlug mir das Handgelenk an. Auf dem Rückweg hatten wir dann außerdem einen Platten am Hinterrad des Mopeds. Wir schoben es eine Weile oder stückweise fuhr nur einer von uns bis wir zu einer kleinen Werkstatt am Rande dieses leeren matschigen Feldweges kamen. Dort konnte der Reifen allerdings im Handumdrehen und sehr günstig repariert werden. Auf dem Rückweg hielten wir noch bei der Kaw Ka Thaung Höhle, die kleiner war, aber einen schönen Tempel und eine lange Reihe von lebensgroßen Buddhas am Eingang präsentierte. Dann ging’s zurück nach Hpa-an zum Mittagessen, Cristobal drehte noch eine Runde mit dem Moped, während ich vergebens nach der Anlegestelle für eine Fähre über den Fluss suchte, von der ich gelesen hatte und die einem zu einem Wanderweg auf einen Hügel auf der anderen Seite des Flusses bringen sollte.

Nach dem Frühstück im Hotel am nächsten Tag fuhren wir mit dem öffentlichen Bus nach Mawlamyine, was ca. 2 Stunden dauerte, die wir meist stehend zwischen lauter Einheimischen verbrachten. Es begann wieder zu regnen und hörte den ganzen Tag nicht auf. Zum Glück war unsere Unterkunft aber in der Nähe der Bushaltestelle, wo wir uns in einem weiteren, vom Schimmel muffigen Zimmer niederließen und von der dortigen Karte mittagaßen. Schließlich nahmen wir bei dem starken Regen ein Tuk Tuk ins Zentrum und verbrachten einige Zeit im Mon-Kultur Museum, bis wir vom Tuk Tuk-Fahrer wieder abgeholt wurden. Den restlichen Tag verharrten wir im Hotel und ruhten uns aus, bei dem Regen konnte man eh nichts weiter unternehmen.

Die erste Anschaffung am nächsten Tag auf dem Weg zum Bus waren Regenschirme, die auf der weiteren Reise sowohl als Regen- als auch als Sonnenschutz sehr hilfreich waren. Um 9:00 Uhr nahmen wir dann den Bus nach Yangon, wobei die Fahrt trotz Regen überraschenderweise nicht einmal 7 Stunden dauerte (wir waren auf 9-11 Stunden eingestellt). Yangons Busbahnhof liegt recht weit außerhalb der Stadt, so dass wir ein Taxi zu unserem Hostel nehmen mussten und wir erwischten einen absolut verrückten Taxifahrer, der nur so ins Zentrum raste. Wir waren froh lebend im Hostel angekommen zu sein, ruhten uns aus und fanden schließlich ein indisches vegetarisches Restaurant zum Abendessen.
Für den folgenden Tag standen einige Erledigungen auf dem Plan: Wäsche zur Wäscherei bringen, Geld wechseln, zur Apotheke und Vertragsunterlagen für unseren künftigen Job in Neuseeland ausdrucken. Letzteres erwies sich als komplizierter als wir dachten, da der einzige Laden, den wir auf die Schnelle fanden, eher auf hochwertige Design-Drucks spezialisiert war und mit dem Ausdrucken ein paar einfacher Dokumente und der Kommunikation auf Englisch komplett überfordert war. So dauerte es recht lange und war vermutlich im Vergleich zu einem einfachen Copyshop um einiges teurer, aber letztlich hatten wir unsere Kopien (auf hochwertigem Papier versteht sich). Den Nachmittag verpennten wir wortwörtlich und abends ging es dann mit dem Taxi in einen anderen Stadtteil in eine kleine Privatwohnung für eine traditionelle Marionetten-Show. Der Gastgeber und seine Marionettenspieler waren noch auf traditionelle Weise in dieser Kunst ausgebildet worden. Vor der Show erhielten wir noch etwas Hintergrundinformationen zu klassischen großen Marionetten-Shows und -Festivals sowie zu den traditionellen Holzpuppen. Und unerwarteterweise war es für uns eines der Highlights unserer Reise bestimmte Ausschnitte von traditionellen Stücken in einem recht privaten Rahmen (da es Nebensaison war, waren nur drei weitere Personen im Publikum) vorgeführt zu bekommen.

Am nächsten Morgen ging es zur berühmten Shwedagon Pagoda, einer Tempelanlage mit goldenen Kuppeln, da ich aber schon in Bangkok und anderen Orten ähnliche Anlagen gesehen hatte, war dies nicht allzu beeindruckend. Wir waren zu Fuß gekommen und machten uns auch so wieder auf den Rückweg, da es aber doch recht weit war und die Hitze unerträglich wurde, nahmen wir für die zweite Hälfte des Weges ein Taxi zurück zum Hostel. Der Rest des Tages ging mit Erledigungen und Papierkram für Neuseeland drauf.

Auch der nächste Tag war recht ereignislos, wir checkten aus und verbrachten einige Zeit mit Mittagessen und in einem Café bis wir schließlich eine lange, weitere verrückte Taxifahrt zur Bushaltestelle hatten. Schließlich nahmen wir einen ermüdenden elfeinhalb Stunden Nachtbus zum Inle-See bzw. in dessen nächstgelegenes Touristendorf Nyaungshwe. Glücklicherweise ließ uns das Hotel gleich am frühen Morgen einchecken, so dass wir duschen und noch ein Weilchen schlafen konnten. Später erkundeten wir etwas die Umgebung und Restaurants sowie die Tourmöglichkeiten für Sightseeing auf dem Inle-See.

Die beliebteste und eigentlich auch einzige Weise den See zu erkunden ist eine Bootstour mit Besuchen verschiedener Handwerksstätten wie Webereien, Silber-, Zigarren- und Bootswerkstätten. Außerdem besucht man einen Markt (Teil des sogenannten 5-Tage-Markts), einen Tempel so wie ein Kloster und ein Fischer posiert mit einem traditionellen Boot und Fischernetz für Fotos. Am Nachmittag ging’s dann zurück in unser Hotel, diesmal eine ganz angenehme Unterkunft ohne Schimmel.

Nachdem Cristobals Verdauungssystem etwas auf Kriegsfuß stand mit der lokalen Küche blieben wir noch zwei weitere Tage, hauptsächlich um uns auszuruhen.
Am letzten Tag machte ich dann alleine eine kleine Wanderung über’s Land zu einem wenig spektakulären Aussichtspunkt über den See und dann durch ein Dorf zu einer weiteren Höhle mit buddhistischen Statuen. Beim Abendessen in einem nahegelegen Restaurant wurde uns die Tradition von Thanakha erklärt, eine Art Schminke, die sich hauptsächlich Frauen, aber auch manche Männer als kühlende Sonnencreme und aus ästhetischen Gründen auf’s Gesicht (hauptsächlich die Backen) auftragen. Das Original stammt von der Rinde eines Baumes, der in bestimmten südlichen Regionen Myanmars wächst.

Am 10. September ging es dann wieder weiter, acht Stunden lang im Minibus nach Bagan bzw. Nyaung-U, wo wir von der außerhalb gelegenen Bushaltestelle zu unserem ebenfalls vom Zentrum etwas entfernten Hotels liefen.
Am nächsten Tag mieteten wir wie unter den Touristen üblich einen Elektroroller, um zu den vielversprechenden tausenden alten Tempeln von Bagan zu gelangen. Für mich war das Ganze allerdings eine mittlere Enttäuschung, da die Fotos, die ich von dieser Stätte gesehen hatte, höchstwahrscheinlich bei einer Heißluftballon-Tour von oben aus aufgenommen worden waren und selbst auf die höheren Tempel darf man seit gewisser Zeit nicht mehr hinaufsteigen, um einen Überblick über die Tempellandschaft zu gewinnen. Die Tempel an sich waren zwar ganz interessant und auch verschieden, im Vergleich zu den vielen Tempeln, die Cristóbal und ich aber schon in Asien gesehen hatten, waren sie nichts neues oder außergewöhnliches, z.B. im Vergleich zu Angkor Wat in Kambodscha. Das lag aber vermutlich an meinen hohen Erwartungen und evtl. auch daran, dass wir kein Geld für eine Tour mit Hintergrundinformationen ausgeben wollten. Wäre Bagan mein erster Besuch von historischen Tempeln gewesen, wäre mein Eindruck sicherlich auch anders gewesen.

Schließlich nahmen wir dann den Bus nach Mandalay, eine ziemlich dreckige Stadt mit einem wiederum muffigen Hotel und überlegten, ob ein Ausflug zu einem der weiteren, recht weit von Mandalay entfernten Reisezielen die Zeit und das Geld wert wären. Wir entschieden uns dagegen und den nächsten Tag verbrachte ich dann sowieso mit Migräne auf dem Zimmer.
Wir wechselten schließlich noch einmal das Hotel und mieteten Fahrräder, um Mandalays zentralen Königspalast zu besuchen, welcher hinsichtlich der Luftverschmutzung aufgrund der großen gartenähnlichen Anlage eine kleine Oase in der Stadt darstellte.

Für unseren letzten Tag entschieden wir uns doch noch zumindest eine letzte Tour mit Guide zu machen, um die älteren Orte um Mandalay herum zu erkunden.
Unser Guide brachte uns nach Amarapura und Sagaing um einen weiteren Tempel zu sehen sowie eine Holz- und eine Webewerkstatt, eine Hügelpagoda und ein Kloster, bei dem die Touristen hinter Absperrungen anstanden, um die Mönche in Reih‘ und Glieg zu ihrer Mahlzeit laufen zu sehen. Beim inkluierten Mittagessen entschieden wir uns aber dafür nachmittags nicht mehr nach Ava zu fahren, einem weiteren historischen Ort, der mit zusätzlichen Transportkosten (Kutsche und Boot über den Fluss) verbunden gewesen wäre. Bei der Hitze waren wir sowieso schon ziemlich platt und auf dem Rückweg besuchten wir nur noch die berühmte U-Bein Holzbrücke, in deren umliegenden Gewässern leider haufenweise Plastik schwimmt. Laut unseres Guides hatte die Regierung schon versucht strengere Regeln hinsichtlich Müll, Recycling und Umweltverschmutzung einzuführen, angeblich sind es aber die Leute, die diese Regeln nicht befolgen. Es fehlt eben überall Bildung und Bewusstsein zu diesem Thema.

Schließlich flogen wir zurück nach Bangkok und verbrachten dort ein paar Tage bevor ich nach Australien weiterreiste, um meinen ehemaligen Arbeitsplatz im Reitbetrieb in Torquay zu besuchen, während Cristóbal nach Bali flog, da ihm das Touristenvisum in Australien verweigert worden war und er lieber im günstigen Asien ausharrte bis wir uns drei Wochen später dann in Neuseeland wieder trafen.